Vis à vis - Komische Oper: Ko-Intendantin warnt vor Sanierungsstopp
Die Berliner Kultur soll sparen und die Komische Oper ist doppelt betroffen: Der Etat wird gekürzt und die Sanierung des Stammhauses steht in Frage. Existenzgefährdend nennt das Ko-Intendantin Susanne Moser. Von Barbara Wiegand
Vom Doppelwumms hat man bei der Komischen Oper mit Blick auf die Sparvorhaben des Berliner Senats gesprochen - knapp vier Millionen Euro sollen im laufenden Betrieb am Interimsspielort Schillertheater gekürzt werden. Die Sanierungsmaßnahmen am Stammhaus in der Behrenstraße sollen aufgeschoben werden.
Das sei eine große Gefahr für den Fortbestand des Hauses, sagt die Ko-Intendantin der Komischen Oper, Susanne Moser: "Die Hauptsache ist, der Bau wird nicht gestoppt. Wenn der Bau gestoppt wird, würde ich sagen, wird es die Komische Oper, in dieser Form, wie wir heute existieren, nicht mehr geben."
Die Vorbereitung der Sanierung sei weit gediehen, das Gebäude an der Behrenstraße quasi eine "Bauruine". Wenn nun die Maßnahmen gestoppt würden und es eine mehrjährige Pause gebe, würde das zu einer "Kostenexplosion" führen, so Moser: "Das heißt, sie sparen zehn Millionen und verursachen aber Kosten von 250 Millionen Euro. Das ist jetzt alles andere als eine Sparmaßnahme." Moser rechnet unter anderem vor, dass die Baukosten sich mit den Jahren stark erhöhen würden. Auch müsste man Architekten und Planer auszahlen und bei Wiederbeginn neue binden.
Moser schlägt Touristenabgabe vor
Auch die geplanten Kürzungen im laufenden Betrieb kritisierte Moser scharf. Diese könnten nicht aufgefangen werden, als Konsequenz werde man am Programm sparen müssen. Sie habe aber noch die Hoffnung, dass einige der Kürzungen im nächsten Doppelhaushalt wieder zurückgenommen werden.
Um die Kultureinrichtungen in der Hauptstadt zu finanzieren, schlägt Moser vor, die Touristen zur Kasse zu bitten. Die Kultur sei ein wichtiger Standort- und Wirtschaftsfaktor: "Da kann man vielleicht auch mal überlegen, ob man nicht sozusagen eine Tourismusabgabe einführt, dafür dass die Kultur erhalten bleibt. Denn wir wissen ja, dass mindestens 60 Prozent der Touristen vor allem wegen der Berliner Kultur kommen."