Vis à vis - René Wilke: Bin wieder stärker "bei mir in meiner Mitte"
Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke ist vor einem halben Jahr aus der Linkspartei ausgetreten. Seitdem übt er sein Amt als Parteiloser aus. Er sagt, er fühle sich gut mit der Entscheidung. Von Andreas Oppermann
Vor allem den Umgang seiner Partei Die Linke mit dem Krieg in der Ukraine hat René Wilke vor einigen Monaten zum Austritt bewogen. Seitdem übt er sein Amt als Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder) als Parteiloser weiter aus. "Tatsächlich fühle ich mich gut mit der Entscheidung", sagt er. Die Linke und auch andere Parteien beobachte er mit einem gewissen Wohlwollen und auch Neugierde.
Die Rolle als Parteiloser passe für ihn aber gut zu der Art, wie er seine Arbeit als Oberbürgermeister machen wolle. Wilke betont: "Das fühlt sich seitdem auch wieder stärker so an, dass ich bei mir in meiner Mitte bin und manche innere und äußere Aushandlungsprozesse nicht mehr so mit mir rumkämpfen muss, wie das vorher der Fall war."
Wilke: Spüre keine Entfremdung zu den Frankfurtern
Bei der Landtagswahl in Brandenburg haben mit dem BSW und der AfD zwei Parteien stark abgeschnitten, die eine Unterstützung der Ukraine mitunter kritisch sehen. Wilke betont, dass der russische Angriff durch nichts gerechtfertigt werden könne. Eine Entfremdung zu den Frankfurtern wegen dieser Position spüre er nicht.
In der Wahlentscheidung komme viel eher ein Bedürfnis zum Ausdruck, das nachvollziehbar sei: "Nämlich in so furchtbar unsicheren Zeiten dann zu sagen, man wünscht sich Frieden." Es könne einen Dissens darüber geben, wie es zu dem Frieden kommt. "Aber solange jemand empathisch ist mit dem Leid, das dort entsteht, solange Menschen sagen, sie wollen nicht, dass weiter gestorben wird, kann ich damit etwas anfangen."