Vis à vis - Mirna Funk: Nicht verbissen an eigenen Wahrheiten kleben
Publizistin Mirna Funk will mit ihrem Buch "Von Juden lernen" Verständnis wecken für jüdisches Denken. Mit ihr hat Gerd Dehnel gesprochen.
Das jüdische Denkkonzept "Tikkun Olam" sagt manch einem vielleicht etwas. Dabei geht es um die Verbesserung der Welt. Autorin Mirna Funk, die seit zwei Monaten in Tel Aviv lebt, erläutert in ihrem Buch "Von Juden Lernen" aber gar acht Konzepte. Und viele sind weniger geläufig als "Tikkun Olam", aber nicht weniger interessant.
Ein weiteres ist "Machloket" und steht für eine jüdische Form der Streitbarkeit. "In dem Moment, wo man offen dafür ist, die Position eines anderen anzuhören und in einen Dialog mit jemandem zu treten", sagt Funk, "der möglicherweise ganz andere Positionen vertritt, in dem Moment ist man auch selber offen für Zweifel und offen dafür, dass man möglicherweise mit seinen eigenen Gedanken, Theorien und Vorstellungen von der Welt falsch liegt."
Die Schriftstellerin sagt: "Ich halte das für eine absolut notwendige Eigenschaft." Auch dafür, "nicht so schrecklich verbissen an seinen eigenen vermeintlichen Wahrheiten zu kleben, sondern flexibel dafür zu sein, auch widerlegt zu werden." Das sei etwas inhärent Jüdisches.