"Kirchen haben ganz unterschiedliche Bedeutungen für ganz unterschiedliche Zielgruppen", sagt Karin Berkemann. Das mache sie so spannend. "Sie können hineingehen und sich daran freuen, dass es ein baukultureller und künstlerischer Raum ist, weil Sie Barock oder Gotik oder Engelfiguren mögen." Andere Menschen würden vielleicht einen offenen Raum für Diskussionen suchen, andere einfach ein kühles Plätzchen an einem heißen Sommertag.

"Es ist eigentlich für jeden etwas dabei", meint die Theologin und fügt hinzu: "Kirchen gehören allen." Das zu vermitteln, würden die beiden großen Kirchen in Deutschland aber nicht mehr schaffen, so Berkemann. "Das heißt: Wenn dort Gebäude sind, die denkmalgeschützt sind, dann haben wir eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung - wie bei jedem Fachwerkhaus."

Kreativ und klimaschonend

Außerdem habe auch die Gesellschaft etwas davon, da sie solche Räume suche und an vielen Orten gerade neu baue, sagt die Expertin. Kirchen seien auch Kulturerbe. Die Schönheit eines Gebäudes sei dabei nicht ausschlaggebend. "Es geht darum, eine Geschichte in all ihren Facetten zu erhalten", erklärt Berkemann. Und es gehe nicht nur um jede einzelne Kirche, sondern um ein ganzes Netzwerk von rund 40 000 Gebäuden bundesweit, das es zu erhalten gelte.

Hinzu komme eine ökologische Komponente, die gerade auch auf der "ganz weltlichen Ebene" diskutiert wird, betont die Theologin. "Wenn sie alles durchrechnen, ist der Umbau eines Gebäudes ressourenschonend und, wenn wir die Kosten ehrlich offenlegen, am Ende auch günstiger als abreißen und neubauen."