IHK Vizepräsident Olaf Seibicke
Olaf Seibicke
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Vis à vis - IHK Erfurt: Auch AfD-Politiker wollen sich für Region einsetzen

Olaf Seibicke ist IHK-Vize in Erfurt und Hotelier in Gotha. Auf die Landtagswahlen in Thüringen schaut er gelassen. Er unterstütze die AfD zwar nicht, hält ihre Einbindung aber für denkbar. Unternehmer wünschten sich vor allem Stabilität. Von Susann Reichenbach

Olaf Seibicke ist Vize-Präsident der Industrie und Handelskammer Erfurt und betreibt in Gotha seit 25 Jahren ein Hotel - ein Ort der politischen Neutralität, wie er sagt. Dass am Sonntag die vom Verfassungsschutz als gesichert rechtsextrem eingestufte AfD die Landtagswahlen in Thüringen gewinnen könnte, versucht er gelassen zu sehen: "Ich wünsche mir gerade für Thüringen vor allem stabile Verhältnisse, das ist das Entscheidende für uns als Unternehmer." Angst habe er nicht.

Auch "unschönen Meinungen" öffnen

 

Seibicke beobachte in der Politik einen zunehmend gelassenen Umgang mit der AfD, das begrüße er. "Ich glaube, dass das perspektivisch die richtige Art ist, damit umzugehen", so der IHK-Vize. Er halte es etwa für denkbar, die AfD in Sachthemen einzubinden: "Wir hatten jetzt Kommunalwahlen auf Bürgermeister- und Landratsebene, und da gibt es auch Kollegen der AfD, die sich vernünftig verhalten und die sich auch für die Region einsetzen wollen", so Seibecke. Hier sei laut dem IHK-Vize eine sachliche Auseinandersetzung geboten und keine "ideologische Betrachtung".

Dass die thüringische AfD als gesichert rechtsextrem gilt, sei "sicherlich ein Thema", so der Wirtschaftsvertreter. "Ich glaube, es gehört zur Demokratie auch dazu, dass man unschöne Meinungen auch berücksichtigt und sich dem auch öffnet" - auch wenn Seibicke persönlich die Positionen der AfD nicht teilen würde.

"Um den Seelenfrieden in Thüringen kümmern"

 

Am Wahlkampf der letzten Wochen störe ihn, dass vor allem mit Bundesthemen plakatiert wurde. "Mich wundert, dass es Plakatierungen gibt mit: 'Wollen Sie Krieg oder Frieden?', das BSW macht das ganz stark", so Seibecke. "Ich glaube die Politiker in Thüringen sollten sich um den Seelenfrieden der Thüringer kümmern - und nicht um den Frieden in der Ukraine", so der Hotelier. Und dieser Seelenfrieden, der entscheide sich vielmehr an Themen wie Energiekosten, Breitbandausbau oder Kindergartenplätze.