Menschen laufen beim Spreewälder Gurkentag in Golßen über den Markt. (Bild: picture alliance/dpa/Frank Hammerschmidt)
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Vis à vis - Bürgermeisterin Daniela Maurer blieb - trotz Anfeindungen

Der Ton in der politischen Diskussion wird rauer. Das ist auch in der Lokalpolitik zu beobachten. Die Bürgermeisterin der brandenburgischen Kleinstadt Golßen, Daniela Maurer, überlegte deshalb schon, ihr Amt aufzugeben. Sie ist geblieben. Mit Susann Reichenbach spricht sie über ihre Beweggründe.

Seit fünf Jahren ist Daniela Maurer ehrenamtliche Bürgermeisterin von Golßen im Spreewald. 2019 trat sie für die SPD an und setzte sich in einer Stichwahl gegen den AfD-Bewerber durch.

Es hätten sich schnell zwei Lager in der Stadtverordnetenversammlung gebildet, so Maurer. Es sei nicht leicht gewesen, gut miteinander zu kommunizieren oder Beschlüsse einzubringen.

Die AfD und die Unabhängige Bürgerliste Golßen (UBL) hätten den Ton verschärft. "Ich selber komme aus dem sozialen Bereich, bin Krankenschwester und habe ein Pflegeunternehmen in Golßen. Da spricht man nicht mit diesen harten Bandagen", sagt Maurer.

Die Härte der Ansprache sei für sie völlig ungewohnt gewesen. Es habe sie auch getroffen, etwa wenn man ihr die Eignung für das Amt abgesprochen oder Dinge unterstellt habe.

Maurer: Nicht der AfD das Feld überlassen

 

Ihr Einsatz für eine Flüchtlingsunterkunft habe Unmut bei einigen ausgelöst, die Angelegenheit habe die Gesellschaft gespalten. "Ich habe erlebt, dass Leute deshalb, weil sie wussten, dass ich mich da engagiere, die Straßenseite gewechselt haben."

Durch die Corona-Pandemie habe sich die Spaltung noch verschärft. Die Situation wurde so belastend, dass Maurer überlegte, ihr Amt aufzugeben. Am Ende entschied sie sich dagegen: Zum einen aus Verantwortung für diejenigen, die sie gewählt hatten, aber auch, weil sonst ihr AfD-Stellvertreter das Amt übernommen hätte: "So dass ich dann für mich entscheiden musste, habe ich überhaupt die Möglichkeit, mich zurückzuziehen, oder überlasse ich dann tatsächlich der AfD die Bühne."

Bürgermeisterin: "Das Menschliche sehen und Politik ausklammern"

 

Für einen besseren Umgang sei es wichtig, wieder mehr das Gemeinsame zu betonen. Über Stadtfeste, Vereine oder Traditionen könne man zusammenwachsen. Es gehe darum, den Menschen zu sehen, und nicht nur seine politische Einstellung: "Ich glaube, es sind diese menschlichen Beziehungen, die wieder aufgebaut werden müssen." Dabei müsse man bestimmte politische Themen aussparen. Wenn Menschen sich so stark entfremdet haben, sei es manchmal besser, über Alltagsdinge wie das Wetter zu sprechen, um einen Zugang zu finden.

Die Bürgermeisterin fordert mehr Unterstützung und Wertschätzung für Kommunalpolitiker. Diese würden ehrenamtlich viel Zeit für die Gemeinschaft investieren.