Vis à vis - Sandra Hüller: Die nächste deutsche Oscargewinnerin?
Sandra Hüller ist die deutsche Schauspielerin der Stunde - sie ist oscarnominiert für ihre Hauptrolle in "Anatomie eines Falls". Diese Woche kommt der Film "The Zone Of Interest" in die Kinos, auch mit Hüllers Beteiligung und auch nominiert für einen Oscar. Kulturredakteur Alexander Soyez hat mit Hüller über diesen Film gesprochen.
Am Wochenende konnte Sandra Hüller als erste deutsche Schauspielerin seit Romy Schneider den wichtigen französischen Filmpreis "César" gewinnen, als beste Schauspielerin für ihre Rolle in "Anatomie eines Falls". In knapp zwei Wochen könnte sogar noch ein Oscar als beste Hauptdarstellerin dazu kommen.
Auch ein anderer Film mit Hüller ist für einen Oscar nominiert: "The Zone Of Interest", in dem sie die Frau des Ausschwitz-Lagerkommandanten Rudolf Höß spielt. Anfangs hätte sie die Rolle fast abgelehnt. Es habe sie lange beschäftigt, ob sie Hedwig Höß spielen wollte, sagt Hüller. Sie habe viele gute Gespräche geführt - mit Kollegen, ihrer Familie und dem Filmteam.
Paradiesischer Alltag neben dem Auschwitz-Konzentrationslager
In dem Film gehe es eher um die Auswirkungen und die Ursachen gesprochen als um die Tat selbst. "Alles passiert am hellichten Tag", sagt Hüller. Dafür solgten helles Licht und moderne Kameras. Dass mit mehreren Kameras gefilmt wurde, sorge für eine distanzierte Darstellung und dafür, dass die Schauspielerinnen und Schauspieler nicht wussten, in welche Richtung sie spielen sollten. Sie habe sich als "Element im Film" wahrgenommen. "Ich bin nicht als Hedwig Höß abends ins Bett gegangen."
Hüller: "Nehmen für unsere Bequemlichkeit Leid anderer Leute in Kauf"
Letzlich gehe es auch um die Frage, ob Faschismus immer da sei, so Hüller. "Wir nehmen für unsere Bequemlichkeit sehr viel Leid anderer Leute in Kauf nehmen." Das sei ihr noch mal in der Beschäftigung mit dem Film bewusst geworden. "So was wie Faschismus fängt auch ganz klein an", sagt Hüller und zieht eine Parallele zu heute und der AfD. Es habe mit Beziehungen in Familien zu tun und mit der Ehrlichkeit sich selbst gegenüber.