Vis à vis - Yehuda Bauer: Warum Antisemitismus eine Gefahr bleibt
Antisemitische Äußerungen auf deutschen Straßen und in Schulen: Der Nahost-Konflikt kommt uns erschreckend nahe. Neu ist ein Antisemitismus muslimischer Prägung jedoch genauso wenig wie einer von rechts- oder linksextremer Seite. Christian Wildt hat schon vor vier Jahren mit dem israelischen Historiker Yehuda Bauer über Antisemitismus gesprochen.
Der profilierte Holocaustforscher Yehuda Bauer leitete früher die Wissenschaftseinrichtung der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Auch zum Zeitpunkt dieser Aufnahme mit dem inzwischen 97-Jährigen im Mai 2019 gab in Berlin antisemitische Attacken und die Diskussion um die Sicherheit von Juden wie auch um das offene Tragen einer Kippa als Zeichen jüdischer Zugehörigkeit.
Antisemitismus als Mischung aus Theologie und Sozialem
Antisemitismus sieht Bauer als kulturelle Tatsache, die seit vielen Jahrhunderten tief in der Kultur eingebaut sei. Moderner Antisemitismus sei vor allem theologischen Ursprungs, zu dem demnach wirtschaftliche und soziale Gründe kommen. Er ist nach Bauers Worten ein "Krebs, der an der Gesellschaft nagt und eine Gefahr für die Gesellschaft ist".