Aviel Cahn, der künftige Intendant der Deutschen Oper
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Vis à vis - Wie führt man eine moderne Oper, Herr Cahn?

Noch leitet Aviel Cahn die Oper in Genf. Der Schweizer hat in vielen Ländern gearbeitet - aber nicht als Regisseur, sondern als Manager. Ab April 2026 wird er der neue Intendant der Deutschen Oper Berlin. Was erwartet er von modernem Musiktheater und seiner Zukunft in Berlin? Von Maria Ossowski

Auch wenn Opernstücke meist in Grafen- oder Fürstenzeiten angesiedelt sind, versucht Opern-Experte Aviel Cahn, den Stoff in die Moderne zu ziehen. Gerade Werke wie Don Carlos führten direkt auf die politische Ebene, sagt er. "Wenn sich Leute wie Trump und Putin gut verstehen, dann ist es nicht, weil sie denselben Horizont haben, sondern weil sie wahrscheinlich als Typen, wie sie funktionieren, sich irgendwo sympathisch sind." Die Opern zeigten genau das, ist Cahn überzeugt.

Cahn will ein Alleinstellungsmerkmal für die Deutsche Oper schaffen

 

Während der nächsten drei Jahre will der Schweizer die Zeit nutzen, um sich in Berlin mit Menschen aus verschiedenen Kulturszenen und Milieus zu treffen, um zu hören, was die Menschen in der Stadt beschäftigt. "Es ist immer ein bisschen Wünschelruten-Laufen, um herauszufinden, was denn die Essenz ist." Berlin sei eine reiche Stadt im Kulturangebot, deshalb sei es eine Herausforderung, für die Deutsche Oper ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen.

Das "alteingesessene" Opernpublikum werde überall weniger. "Wenn man nur an die denkt, wenn man einen Spielplan macht für ein Opernhaus, dann lebt man sehr gefährlich." Man müsse sehr integrativ denken – auch in Berlin, sagt Cahn. "Und da setzen viele Gedanken, wie wir in Genf Oper machen, auch an."