Blick in einen Zellentrakt der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen auf dem Gelände der ehemaligen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit in der Genslerstraße.
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Vis à vis - Frank Ebert: Berlins neuer Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Als Jugendlicher opponierte er gegen die DDR und rettete die Akten, die die Staatssicherheit nicht nur über ihn angelegt hatte. Seit 1. März ist Frank Ebert nun Berlins Beauftragter zur Aufarbeitung der SED-Diktatur. Über seine Pläne und warum sein neuer Job immer noch nötig ist, hat Ulrike Bieritz mit dem 52-Jährigen gesprochen.

"Geschichte hat kein Verfallsdatum", sagt Frank Ebert. Deshalb brauche es das Amt des Berliner Beauftragen zur Aufarbeitung der SED-Diktatur noch eine Weile. Ebert hat diese Aufgabe am 1. März übernommen von Tom Sello, der in den Ruhestand gegangen ist.

Er habe erlebt, dass Studierende heute "so ziemlich gar nichts wissen über die DDR". So lange bedürfe es noch dieses Amtes, glaubt Ebert. Auch an den Schulen sieht der 52-Jährige Nachholbedarf. Deshalb versuche man, Lehrerinnen und Lehrer entsprechend zu befähigen. "Wir reden hier wirklich von kommunistischen Diktaturen. Das wird immer - so mein Eindruck zumindest - ein bisschen kleingeredet. Da bedarf es, glaube ich, einer ziemlich großen Anstrengung an Aufklärung."

Leerstelle in der Aufarbeitung der SED-Diktatur

 

Als ein weiteres Ziel in seiner Amtszeit formuliert Ebert eine Würdigung der Lebensleistung der Ostdeutschen, "die gewagt haben, überhaupt den Mund aufzumachen". Das sei eine ziemlich große Leerstelle in der Aufarbeitung der SED-Diktatur.

In seinem Amt ist Ebert Ansprechpartner für Opfer des SED-Regimes, wenn es um Rehabilitierung und Entschädigung geht oder die Einsicht von Stasi-Unterlagen. Zudem berät er Ämter und Behörden bei Fragen zur DDR-Geschichte und unterstützt das Stasi-Unterlagen-Archiv.

Zur Person

Frank Ebert, neuer Landesbeauftragter für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, nach seiner Amtseinführung im Berliner Abgeordnetenhaus.
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Der gebürtige Hallenser Frank Ebert hatte sich als junger Erwachsener der oppositionellen Umweltbibliothek angeschlossen und beteiligte sich 1989 an den Protesten gegen die Fälschung der Kommunalwahlen. Er wurde mehrfach festgenommen und an der Beendigung seiner Lehre als Werkzeugmaschinenschlosser gehindert.

Nach der Wende nahm Ebert im September 1990 gemeinsam unter anderem mit Bärbel Bohley an der Besetzung der Stasi-Zentrale teil, um die Öffnung der Akten der Staatssicherheit zu erzwingen. Er war maßgeblich an der Gründung des Archivs der DDR-Opposition beteiligt.

Zum 25. Jahrestag der Friedlichen Revolution arbeitete er an der Ausstellung Lichtgrenze in Berlin mit. 2015 erhielt Ebert den Verdienstorden des Landes Berlin. Bevor er Berliner SED-Beauftragter wurde, war er Sprecher der Robert-Havemann-Gesellschaft.