Vis à vis - Wie kämpft man gegen sexuelle Gewalt, Frau Claus?
Seit einem Jahr ist Kerstin Claus unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmisssbrauchs. Ganz verhindern könne man sexualisierte Gewalt gegen Kinder nicht, glaubt die Expertin - aber dafür sorgen, das Täter weniger Räume bekommen und Betroffene besser geschützt werden. Von Ursula Vosshenrich
In ihrem Amt setzt sich Claus für ein größeres Selbstverständnis ein, mit dem Thema Missbrauch umzugehen. "Am Ende können wir Kinder nur schützen, wenn wir alle irgendwie lernen, einen etwas niedrigschwelligeren Zugang zu diesem Thema zu wählen", sagt Claus.
Claus: Missbrauch kann auch im persönlichen Umfeld stattfinden
"Wenn wir realistisch sind: Wir werden sexuelle Gewalt per se nicht verhindern können", sagt die Beauftragte. "Wir werden aber daran arbeiten können, dass die Zahlen weniger werden, weil wir Tätern weniger Räume geben." Außerdem müsse man Betroffenen so früh wie möglich die Gelegenheit geben, über das Erlebte zu sprechen.
Dafür müsse man sich mit dem Gedanken vertraut machen, dass sexualisierte Gewalt auch im eigenen persönlichen Umfeld stattfinden kann. Dass will Claus mit der Kampagne "Schieb den Gedanken nicht weg" erreichen. "Erst, wenn du ihn zulässt, wirst du auch reagieren, wirst du dir auch überlegen, was könnte ich tun und dir Verstärkung holen – und das ist der erste Schritt, um einen Unterschied zu machen."