Vis à vis - Bettina Kohlrausch: Armut kann Gesellschaft destabilisieren
Die Schere zwischen Arm und Reich geht immer weiter auseinander. Auch die Mittelschicht ist zunehmend betroffen - und das hat weitreichende Folgen für die ganze Bevölkerung, sagt Bettina Kohlrausch vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.
Corona, Kurzarbeit, in die Höhe schießende Energiepreise und allgemeine Inflation - die Krisen der vergangenen Jahre haben einen ohnehin schon vorhandenen Negativ-Trend noch weiter verschärft: Das Auseinanderdriften von armen und reichen Menschen im Land. Mittlerweile ist auch der Mittelstand davon betroffen, sagt Bettina Kohlrausch. Sie ist wissenschaftliche Direktorin am Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.
In ihren Augen ist die fortschreitende Armut nicht nur für die als arm geltenden Menschen ein großes Problem - sondern auch für alle anderen Teile der Bevölkerung: "Ich glaube, dass diese Armut generell das Potential hat, Gesellschaften auch zu destabilisieren und damit trifft es eben nicht nur die, die unmittelbar von Armut betroffen sind – obwohl das natürlich auch schon schlimm genug ist."
Es gebe derzeit einen Höchststand an Armut. Insbesondere Alleinerziehende seien betroffen - mit der schwerwiegenden Folge, so die WSI-Direktorin, "dass also auch Kinder in armen Haushalten aufwachsen, so dass das dann auch eben Erfahrungen sind, die sozusagen weit in die Zukunft hineinreichen."
Hinweis: Diese Sendung ist eine Wiederholung. Zuerst ausgestrahlt wurde sie am 16.12.2022 im rbb24 Inforadio.