Chinesische Suppe süßsauer
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100 Sekunden Leben - Leben süßsauer

Ist ein Boykott amerikanischer Produkte der richtige Weg, um auf die Zoll-Politik von Donald Trump zu reagieren? Das fragt sich Thomas Hollmann. Und unser Kolumnist fragt sich zudem, ob chinesische Musik wirklich eine Alternative zum Rock 'n‘ Roll ist.

Ich müsste gar nicht auf so viel verzichten. Ich mag weder Cola noch Erdnussbutter, bin nicht bei Facebook und nicht bei Amazon, und eine Harley Davidson kaufe ich schon deshalb keine, weil ich keinen Motorradführerschein habe.

Eigentlich müsste ich nur Ersatz für Microsoft finden, denn mein Handy kommt schon aus Südkorea. Vielleicht gibt es ja ein chinesisches Betriebssystem. Dazu raten die Wirtschaftsexperten und auch einige Politiker, dass man auf Xi Jinping umschwenkt. Ich habe damit keine Probleme. Ich lasse mich lieber von dem ausspionieren, als wenn der Trump weiß, was ich im Internet so treibe. Der nimmt das noch persönlich.

Meine Levi’s trage ich aber weiter. Denn die ist in Vietnam zusammengenäht worden. Steht drin in der Buxe. Die ist also gar nicht richtig amerikanisch. Und die Chinesen werden bestimmt auch noch lernen, wie man eine Jeans nachbaut. Die bauen schließlich alles nach.

Auf der anderen Seite: Als Vollimitat möchte ich nun auch nicht durch die Gegend latschen. Zumal, wenn ich stocksteif dastehe in der Peking-Jeans. Und das würde ich tun, müsste ich für meinen kulturell-konsumtiven Schwenk auch noch chinesische Musik hören. Die ist so klimperig. Da groovt nichts; da geht null in die Hüfte. Also, ein Rock ’n’ Roll-Staat wird China keiner mehr. Aber auf den Heavy Metal vom Trump habe ich noch weniger Lust.

Schwierig das alles. Vielleicht sollte ich erstmal langsam beginnen mit meiner Neuausrichtung – und chinesisch essen gehen. Das war ich schon ewig nicht mehr. Und das würde mich tatsächlich interessieren, ob hinter der A1 in der Speisekarte immer noch die Suppe Süßsauer steht.

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100 Sekunden Leben
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100 Sekunden Leben

Doris Anselm, Thomas Hollmann, Wlada Kolosowa, Sebastian Schiller, Hendrik Schröder und Ebru Taşdemir betrachten mit einem schrägen Seitenblick Phänomene aus ihrem analogen und virtuellen Leben.