100 Sekunden Leben - Rund und Rot, das heißt … höflicher Hinweis
Der "Schilderwald" im Deutschen Straßenverkehr ist oft Anlass für Ärger und Spott. Kolumnistin Doris Anselm allerdings war gerade in England und hat festgestellt: Nicht die Menge der Schilder ist das Problem – sondern der Tonfall.
Normalerweise schaffe ich’s ohne Probleme über die Straße. Letztens in England musste ich aber doch sehr aufpassen, weil die Autos da ja bekanntlich zuerst von rechts kommen statt von links. Netterweise schreiben die Engländer aber für Leute wie mich auf die Straße, dass man nach rechts gucken soll. Da steht tatsächlich unten auf dem Asphalt in weißer Farbe "Look Right".
Noch besser ist es natürlich, wenn man eine Ampel zur Hand hat. Auch da sind die Briten sehr zuvorkommend. Viele der Drückerkästen an den Fußgängerampeln sind riesig groß, weil ein Schild integriert ist, auf dem extra steht, dass man den Knopf drücken und dann auf das Signal gegenüber warten soll. Dazu gibt’s eine Abbildung des grünen und des roten Männchens mit Hinweis, was sie bedeuten. Ich finde es gut, dass das Prinzip Ampel hier nochmal wirklich von Grund auf erklärt wird. Bei manchen Sachen traut man sich doch nach über vierzig Jahren einfach nicht mehr zu fragen.
Aber ganz im Ernst: Warum stört mich ein Übermaß von Schildern in England überhaupt nicht, während ich in Deutschland genervt bin davon? Die Sache wurde mir klar, als ich nach drei Tagen London zurückkam und unseren Fahrstuhl betrat. Da hängt auch ein Schild drin. Auf dem stehen Sätze wie diese: "Es ist verboten, Personen in Aufzügen zu befördern, in denen das Mitfahren von Personen verboten ist." Ah ja.
Ich möchte mal folgende These aufstellen: In England trägt ein großer Anteil der Schilder hilfreiche Hinweise, in Deutschland dagegen: Verbote. Man lernt eben in einer deutschen Fahrschule bis heute nicht den Merkspruch: "Rund und Rot, das heißt Ver-... schwenderisch höfliche Hilfestellung". sondern eben: "Verbot". And that, my Dear, is rather unpleasant.