Mark Hamill präsentiert den Preis für die beste Filmmusik während der Oscarverleihung 2025
picture alliance/dpa/Invision | Chris Pizzello
Bild: picture alliance/dpa/Invision | Chris Pizzello Download (mp3, 3 MB)

100 Sekunden Leben - Oscar ohne Donald

Bei der Oscar-Verleihung in Hollywood fiel nicht einmal der Name Trump. Kein Redner, keine Rednerin erwähnte den US-Präsidenten. Und das findet unser Kolumnist Thomas Hollmann beängstigend.

Wer hat Angst vor Donald Trump? Vermutlich sehr viele. Und inzwischen auch in Hollywood, dem ehemaligen Widerstandszentrum gegen alles Anti-Demokratische. Vage Andeutungen und versteckte Hinweise auf den Mann gab es schon, aber seinen Namen auszusprechen, das traute sich niemand. In Hollywood. Bei der Oscar-Verleihung. Dort also, wo sich Schauspieler, Regisseure und Moderatoren jahrelang überboten, Donald Trump zu verspotten. Stattdessen: das große Schweigen.

Das ist eigentlich ein super Filmstoff, wenn auch kein neuer. Der Pate funktionierte schon genauso: Ein Mann kommt zu Macht und vermehrt die brutal. Und kommt ihm jemand in die Quere, wird der erledigt – und alle erstarren in Angst. Drei Oscars bekam der Film, der zweite Teil sogar sechs. Skrupellosigkeit, Furcht, Zorn, Rache, Unterwerfung, das scheint die Menschen zu faszinieren. Und als ich sah, dass Der Pate am Samstag im Bayrischen Fernsehen läuft, dachte ich, das ist eine aktuelle Programmänderung. Aber der Termin hatte dann doch nichts mit dem Oval Office zu tun. Und Selenskyj hat den Hinterhalt ja auch überlebt.

Amerika war schon immer brutal. Das haben wir nur vergessen. Wegen Donald Duck und E.T. und The Big Lebowski. Aber tatsächlich ist Amerika gar nicht lustig und staunend und verkifft, sondern vor allem: erbarmungslos. Wie in einem Western. Der ist nicht ohne Grund eine amerikanische Erfindung. Ständig werden Leute erschossen, gerne auch von hinten. Und der Held räumt dann mit den Scheißkerlen auf.

Donald Trump glaubt, er ist John Wayne. Und die Hälfte der Amerikaner glaubt das auch. Aber es gibt auch die andere Hälfte. Und das ist meine Hoffnung, dass am Ende nicht John Wayne gewinnt, sondern Donald Duck.

Auch auf rbb24inforadio.de

100 Sekunden Leben
rbb

100 Sekunden Leben

Doris Anselm, Thomas Hollmann, Wlada Kolosowa, Sebastian Schiller, Hendrik Schröder und Ebru Taşdemir betrachten mit einem schrägen Seitenblick Phänomene aus ihrem analogen und virtuellen Leben.