100 Sekunden Leben - Frühlingserwachen löst Panik aus
Die Krokusse sprießen, die Vögel zwitschern. Und schon fühlt sich unsere Kolumnistin Ebru Taşdemir unter Druck gesetzt. Vom Frühling.
Während viele Menschen in meinem Umfeld sich wie Bolle über die Sonnenstrahlen und die milderen Temperaturen freuen, gerate ich in Panik. In Frühlingspanik sozusagen. Bitte nicht falsch verstehen, ich liebe die Zeit von März bis Juni. Ja, ich könnte sogar sagen, dass es mein BFF, also meine beste Freundin unter den vier Jahreszeiten, ist.
Nichts ist erbaulicher, als nach den dunklen Wintermonaten nach dem Büro abends nach Hause zu spazieren, während es noch halbwegs hell ist. Oder zu sehen, wie die blühenden Zweige und Blümchen ein Lächeln in Gesichter zaubern. Alles schön und gut.
Aber meine innere Frühlings-Todo-Liste schiebt sich da hartnäckig in meine romantischen Gedanken. Hallo, ruft sie und liest laut vor. Denk an die Winterklamotten, die eingemottet werden wollen. Die Jacken zum Jahreswechsel müssen zur Reinigung. Auf dem Balkon warten deine alten Blumentöpfe mit dem Bewuchs aus dem letzten Jahr auf die Erlösung. Und noch was, das Fahrrad sollte jetzt aber mal wirklich zum Jahrescheck. Ach, letzter Punkt, Frühjahrsputz.
Ja, dazu kommt noch der Sozialstress. Pläne für Ausflüge nach Brandenburg werden fröhlich geschmiedet und überhaupt melden sich jetzt alle bei mir, die mal wieder endlich draußen sitzen und in der Sonne einen Kaffee trinken wollen. Uff. Ich glaube, ich brauche noch ein paar Tage, um die Wintergemütlichkeit abzustreifen. Die nächsten Tage trinke ich noch Tee auf dem Sofa, gucke die Serie auf Netflix zu Ende und trage noch einmal den Lieblingspulli. Also, Frühling, toll, dass du da bist, aber gib mir noch ein paar Tage zur Stärkung, ja?