Mangos im Supermarkt
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100 Sekunden Leben - Die Mango, die unaufrichtige Frucht

Wohl jeder kennt unaufrichtige Menschen, gibt es von denen doch so einige. Aber es gibt auch arglistiges Obst. Das musste unser Kolumnist Thomas Hollmann zu seinem Leidwesen feststellen.

Die Mango ist ein hinterhältiges Miststück! Wie sie immer so daliegt, so verführerisch und vermeintlich süß und saftig daliegt, mit ihrem matten, gelb-rot-grünen Glanz. "Die ist aber lecker", denkt man sich - und legt gleich drei Stück in den Einkaufswagen.

Und weil man weiß, dass die Mango gerne etwas nachreift, lässt man ihr die Zeit. Aber holt man sie nach einer Woche heraus aus der Kammer, voller Vorfreude und im Glauben, mit dem Messer in fruchtig-saftiges Fleisch zu gleiten, bricht die Klinge beinahe ab. Sollte man sich vergriffen und eine Kartoffel erwischt haben? Nein, das ist eindeutig eine Mango. Nur eben eine, die hart ist wie eine Kartoffel, eine ungekochte.

Von außen sieht man der Mango das natürlich nicht an. Das ist ja das Hinterhältige, dass ihr die Schale nicht primär zum Schutz dient, sondern als Maskerade. Bananen und Äpfel sind da aufrichtiger. Die werden schwarz oder schrumpelig, aber die Mango glänzt immer gleich falsch vor sich hin. Und da hilft es auch nicht, eine weitere Woche zu warten. Weich wird die Kartoffel-Mango nicht mehr.

Und ist sie das doch einmal, ist sie garantiert trocken. Oder aber verfault. Was man aber erst sieht, nachdem man sie aufgeschnitten hat. Aber mit einer aufgeschnittenen Mango will man nicht zurück in den Supermarkt zum Reklamieren. Also frisst man den Frust in sich hinein, statt der Mango.

Und das Allerhinterhältigste an dieser Trickserin und Täuscherin, dass sie mitunter doch weich und süß und saftig ist und man als naiver Menschen- und Obst-Freund denkt: So grundfalsch ist die Mango gar nicht. Und – zack – liegen drei Stück im Einkaufswagen. Ich hasse die Mango!

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100 Sekunden Leben
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100 Sekunden Leben

Doris Anselm, Thomas Hollmann, Wlada Kolosowa, Sebastian Schiller, Hendrik Schröder und Ebru Taşdemir betrachten mit einem schrägen Seitenblick Phänomene aus ihrem analogen und virtuellen Leben.