Voller Mülleimer in Berlin
IMAGO / Frank Sorge
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100 Sekunden Leben - Alles Müll, oder was?

Die BSR streikt, und der Müll stapelt sich in Berlin. Davon betroffen ist auch Thomas Hollmann. Aber unser Kolumnist hat sich ganz eigenen Strategien zur Abfallbeseitigung überlegt.

Unser Hausmüll wird immer montags abgeholt. Aber da war schon Streik. Deshalb bin ich gleich am Dienstag runter mit dem halbvollen Sack. Denn, besser ich kriege den halben Sack noch in die Tonne gequetscht, als dass ich bis Donnerstag warte und auf dem vollen Sack sitzen bleibe.

Tatsächlich passte der Semisack noch rein, ohne dass der Deckel hochkant stand. Das wäre ein Problem gewesen. Denn dann hätte auch der Deckel der hässlichen Blechbox hochkant stehen müssen, in der unsere Tonne draußen geparkt und die normalerweise verschlossen ist. Und eine offene Mülltonne könnten vorbeikommende Menschen in diesen Tagen als Einladung verstehen, ihren Müll noch obendrauf zu werfen. Ich würde das jedenfalls so verstehen.

Ich habe denn auch die Papierkörbe im Park auf ihre Aufnahmekapazität hin untersucht. Aber die waren schon alle voll. Da war wohl jemand schneller. Und am Bauschuttcontainer, zwei Straßen weiter, hing ein dickes Vorhängeschloss. Die wissen warum.

Vielleicht ist ja Recycling die Lösung, dachte ich da. Wird unsere Gelbe Tonne doch nicht bestreikt. Und niemand wird bezweifeln, dass ein Spültuch einen gewissen Wertstoffgehalt hat. Auch wenn das schon etwas alt und ranzig ist. Bei einem vollgeschnäuzten Taschentuch müsste man dann nochmal sehen. Aber bei diesem ganzen Getrenne verliert man sich im Klein-klein, habe ich festgestellt. Und wirklich leerer wird der Müllsack dadurch auch nicht.

Weshalb ich jetzt überlege, den Sack mit zur Arbeit zu nehmen. Unser Sender ist recht verwinkelt. Da wird sich schon eine abgelegene Ecke finden. Und das Transportieren stört mich nicht. Im Gegenteil: Mit dem Müllsack auf dem Schoß dürfte ich in der S-Bahn schön viel Platz haben.

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100 Sekunden Leben

Doris Anselm, Thomas Hollmann, Wlada Kolosowa, Sebastian Schiller, Hendrik Schröder und Ebru Taşdemir betrachten mit einem schrägen Seitenblick Phänomene aus ihrem analogen und virtuellen Leben.