Ein zerstoertes Wahlplakat der CDU mit dem Slogan Deutschland wieder nach vorne
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100 Sekunden Leben - Die Verantwortung als politische Übertreibung

Der Bundestag ist gewählt, die Stimmen sind ausgezählt und die Analysen gemacht. Aber unser Kolumnist Thomas Hollmann hat noch immer einen Wahlkater.

Ich finde Bundestagswahlen immer so anstrengend. Werden die Politiker danach doch kollektiv von so einer Deutschland-Verantwortung übermannt. So war das auch diesmal: von links bis rechts - nur Verantwortung. Selbst die SPD wollte der gerecht werden. Dabei war die doch genau deshalb abgewählt worden, damit die nichts mehr verantworten kann.

Die Grünen immerhin sehen sich inzwischen weniger in der Pflicht für Deutschland und das Staatsbürgerliche. Braucht der Merz die doch vermutlich nicht zum Regieren. Da können sich die Grünen wieder hauptverantwortlich fühlen für die Rettung der Welt, ohne sich mit leidigen Heizungsgesetzen herumschlagen zu müssen.

Verantwortung kann auch eine Art der Hybris sein. Denn wer sagt, ich bin verantwortlich, der sagt vor allem, der andere ist eine Lusche.

Das bin ich natürlich nicht, allerdings bin ich auch kein Politiker. Aber ich habe früher Fußball gespielt und könnte mich von zwei Freunden zum neuen Mittelstürmer von Hertha BSC wählen lassen. Das hätte zwar keine direkten politischen Auswirkungen, würde aber womöglich für Irritationen beim Gegner sorgen. Wenn ich die Abwehrspieler von Elversberg in Gespräche über das verantwortungsvolle Fußballspiel verwickle.

Als Sturmpartner böte sich Christian Lindner an. Der hat ja jetzt Zeit, nachdem er Verantwortung für Deutschland übernommen, die Ampel ausgeschaltet und die FDP unter fünf Prozent gewirtschaftet hat. Angeblich hat er dies alles aber nicht getan, um Zeit für sein Kind zu haben, das demnächst auf die Welt kommt.

Wie auch immer. Als mein Sturmpartner kann der Lindner seiner väterlichen Verantwortung in jedem Falle gerecht werden. Wird bei Hertha BSC doch nur vormittags trainiert.

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100 Sekunden Leben

Doris Anselm, Thomas Hollmann, Wlada Kolosowa, Sebastian Schiller, Hendrik Schröder und Ebru Taşdemir betrachten mit einem schrägen Seitenblick Phänomene aus ihrem analogen und virtuellen Leben.