100 Sekunden Leben - Neue Helden braucht das Land
Wieviel Donald Trump steckt in Friedrich Merz? Und braucht Deutschland auch einen politischen Helden? Das fragt sich unser Kolumnist Thomas Hollmann, nachdem der CDU-Kanzlerkandidat Merz angekündigt hat, die Grenzen für illegale Migration dicht zu machen - und im Bundestag entsprechende Anträge zu stellen.
Ich frage mich, ob Friedrich Merz seine Migrations-Anträge auch dann derart kompromisslos formuliert hätte, wäre Kamala Harris US-Präsidentin? Ich bezweifele das. Tatsächlich glaube ich, Friedrich Merz hat sich ein Beispiel an Donald Trump und dessen fetter Filzstift-Gesetzgebung genommen. Und die FDP gleich mit. Die plakatiert im ganzen Land: "Alles lässt sich ändern". Hat Christan Lindner das die vergangenen drei Jahre, die er Deutschland mitregiert hat, nicht gewusst? Müsste man ihn mal fragen.
Vielleicht ist das inzwischen aber auch egal, die Vergangenheit, und wer wann was falsch gemacht hat. Da kommt man inzwischen ja nicht mehr hinterher. Deshalb sehnen sich die Leute ja auch nach einem, der die Dinge im Hier und Jetzt anpackt, statt zu erklären, warum er dafür nicht zuständig ist. Eben wie John Wayne. Oder Rocky Balboa. Oder der Terminator. In den Kinderbüchern von Robert Habeck tauchen solche Figuren nicht auf. In der Erwachsenenwelt vieler Amerikaner stiften sie hingegen Identität.
Donald Trump mag manch einem deutschen Noch-Regierungsmitglied als Witzfigur erscheinen. Über ihn lustig macht sich aber niemand. Das traut sich keiner. Stellt sich die Frage, ob Friedrich Merz das in seinem Alter noch lernen kann, derart böse zu gucken. Mich erinnert der Merz immer an Mecki, den Igel. Und der Scholz taugt nun auch nicht gerade als Siegfried-Figur. Wie mir auch gerade niemand für die Rolle der Brünhild einfallen mag.
Wird es Deutschland also auch weiterhin an einer politischen Heldengestalt fehlen? Das würde mich nicht wundern, haben es Helden hierzulande doch schwer. Sogar Franz Beckenbauer wurde vom Kaiser-Thron gestoßen. Und jetzt ist er tot. - Und Boris Becker sah, ehrlich gesagt, auch schon mal besser aus.