85-Zoll großer Fernseher
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100 Sekunden Leben - Weihnachten in der Diagonalen

Wir befinden uns auf der Zielgeraden zum Weihnachtsfest: In einer Woche ist Bescherung. Und unser Kolumnist Thomas Hollmann sieht schon horrende Stromkosten auf die Beschenkten zukommen.

Ich will Ihnen Weihnachten ja nicht versauen, aber sollten Sie sich von Ihren Liebsten einen 85-Zoll-Fernseher schenken lassen wollen, ist das keine gute Idee. Erst recht nicht, wenn Sie sich die Bildschirmtapete selbst unter den Tannenbaum legen. Denn dann zahlen Sie doppelt: für das Fernsehmonster und für die Stromkosten, die das Monster verursacht.

Die steigen nämlich – diagonal betrachtet - überproportional. Zehn Zoll mehr macht ein Drittel mehr Strom. Hat ein Vergleichsportal berechnet. Natürlich erst, nachdem die Leute bei ihnen wochenlang 85-Zoller hin und her verglichen haben.

Und jetzt ist die Wand bestellt. Und vermutlich auch schon der extrabreite Unterschrank. Denn das muss ja passen, oben zu unten. Sonst ist die Wohnzimmer-Symmetrie gestört.

Sie könnten alles andere ausmachen: die Lampen, den Computer, den Herd. Dann bleibt die Küche Heiligabend halt mal kalt und der Baum ohne LED-Girlande. Dafür haben Ihre Liebsten bestimmt Verständnis, schließlich haben die Ihnen den Stromfresser geschenkt.

245 Kilowattstunden verschlingt so ein 85-Zoller im Jahr. Das ist ein Hunderter. Ganz schön viel Geld, um mit aller Brillanz die Hautporen des Papstes auszuleuchten. Beziehungsweise die von Helene Fischer. Die läuft nach Urbi et Orbi im ZDF. Also am Abend. Bei Arte turnt dann das Finnische Nationalballett vor und im Übrigen werden wieder Grimms Märchen erzählt.

Das ist schon faszinierend, wie sich das Fernsehen an Weihnachten runterdimmt. Aber dafür braucht man ja nun wirklich keine 85 Zoll. Vielleicht lässt sich der Wunschzettel ja doch noch umschreiben. Ihre Liebsten fänden das womöglich auch gut. Lässt sich so ein Paar Socken doch auch viel leichter einpacken.

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100 Sekunden Leben
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100 Sekunden Leben

Doris Anselm, Thomas Hollmann, Wlada Kolosowa, Sebastian Schiller, Hendrik Schröder und Ebru Taşdemir betrachten mit einem schrägen Seitenblick Phänomene aus ihrem analogen und virtuellen Leben.