100 Sekunden Leben - Das Schnäppchen im Eimer
Unser Kolumnist Thomas Hollmann hat im Supermarkt ein Schnäppchen gemacht. Und jetzt hat er Probleme, das zu verdauen …
Ein Eimer Orangen für fünf Euro. Logisch, dass ich da zugegriffen habe. Zumal ich den Eimer selbst befüllen durfte. Also habe ich den vollgemacht und obendrauf eine Orangen-Pyramide gebaut. Das war nicht leicht, dieses fragile Bauwerk zur Kasse zu balancieren, aber es ist mir gelungen. Und jetzt steht die Pyramide bei mir zuhause und wird nicht kleiner.
Dabei presse ich morgens schon zwei Orangen in meinen Müsli-Joghurt rein. Aber der Inhalt des Eimers ist unverändert einschüchternd. Was auch daran liegen dürfte, dass es sich um einen 10-Liter-Eimer handelt, den man auch gut zum Frühjahrsputz verwenden könnte. Wie soll ich nur so viele Orangen auftrinken und aufessen, ehe sie verfaulen?
Okay, ich könnte die Orangen natürlich an die Nachbarn im Haus verschenken. Aber Nikolaus ist schon vorbei. Und das ist nicht die Idee eines Schnäppchens, dass man damit auf Samariter macht. Ein Schnäppchen will in seiner verbilligenden Art voll ausgekostet werden.
Also habe ich nach Orangen-Rezepten gesucht. Und da gibt es ja doch einige und nicht nur die Entenbrust mit Orangensauce. Sondern auch Schweinemedaillons mit Orangen-Kohl-Gemüse, Linguine mit Pecorino-Orangencreme, Erbsen-Orangen-Suppe, Orangen-Couscous, Chicorée-Orangen-Salat, Orangen-Karotten-Salat, Schupfnudeln mit Orangen-Apfel-Kompott, Kokos-Orangen-Makronen. Und Kondome mit Orangengeschmack gibt es auch. Wobei das schwierig werden dürfte, die selbst zu backen.
Sex on the Beach geht da schon einfacher. Und Tequila Sunrise. Und der Zombie. Aber bevor ich nun mein Schnäppchen-Vertilgungs-Programm starte und die drei Cocktails alle gleichzeitig trinke, sollte ich vorher vielleicht den Orangen-Eimer entleeren - und nebendran stellen.