Regal mit Vorraeten an Marmelade in einem Keller. (Bild: picture alliance / Caro | Pries)
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100 Sekunden Leben - Unerbetene Urlaubsfolgen

Es ist November und die Urlaubszeit längst vorbei. Aber Kolumnist Thomas Hollmann kämpft noch mit den Folgen der Ferien.

Unsere Nachbarn verreisen gern und viel. Wir machen dann die Blumen und den Briefkasten. Und die Nachbarn bringen uns ein Glas Marmelade mit. Manchmal auch ein Glas Honig oder schwarzen Pfeffer. Irgendwas Landestypisches, das sich in kleine Fläschchen füllen und sicher verschrauben lässt.

Wir stellen die Fläschchen dann in unseren Vorratsschrank – und vergessen die darin. Aber das geht jetzt nicht mehr. Haben sich inzwischen doch derart viele essbare Andenken angesammelt, dass kein Platz mehr ist für unsere Fläschchen und Gläser und Dosen.

Außerdem habe ich Angst, dass das Haltbarkeitsdatum der Urlaubsmarmeladen abläuft. Also habe ich die alle rausgeholt und festgestellt, dass der französische Pflaumenkompott bis zum 22.4.25 aufgefuttert sein sollte. Es besteht also ein gewisser Verzehrdruck.

Zumal ich gar keinen Pflaumenkompott mag. Und erst recht keine Lakritzmarmelade. Wer kommt auf so eine Idee, Brombeere und Lakritze zusammen zu rühren? Vielleicht ja Pippi Langstrumpf. Kommt der schwarze Aufstrich doch aus Schweden. Immerhin: Wir haben bis Juli 2027 Zeit zu überlegen, was wir damit anstellen.

Wir könnten Fugen damit verkitten. Oder wir schenken die Brombeer-Lakritze einfach retour, wenn wir mal wieder Urlaub machen. Dürften unsere Reise-Nachbarn doch nicht mehr rekonstruieren können, was sie uns wann von wo gleich nochmal mitgebracht haben. Hat sich das kulinarische Andenken-Geschäft doch eh internationalisiert.

Auf dem Honig aus Griechenland steht in Englisch, dass es sich um Honig aus Griechenland handelt. Ein Haltbarkeitsdatum ist allerdings nicht aufgedruckt. Dafür wird versichert, dass der Honig aus Thymian-Blüten gewonnen wurde - und nicht aus Lakritz.

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100 Sekunden Leben
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100 Sekunden Leben

Doris Anselm, Thomas Hollmann, Wlada Kolosowa, Sebastian Schiller, Hendrik Schröder und Ebru Taşdemir betrachten mit einem schrägen Seitenblick Phänomene aus ihrem analogen und virtuellen Leben.