100 Sekunden Leben - Regieren wie im Dschungel
Vorwürfe, Entgleisungen, Unterstellungen,- das Ende der Regierungsampel sorgt für eine selten verbale Vielfalt im politischen Berlin. Und unser Kolumnist Thomas Hollmann muss denn auch die ganze Zeit zuschauen und zuhören.
Ich bin 24 Stunden online. Und der Fernseher läuft bei mir auch durch. Um ja keine Beleidigung zu verpassen. Dabei ist die US-Wahl vorbei. Aber das Lindner-Bashing vom Scholz war auch nicht von schlechten Eltern. Das war fast wie Dschungelcamp. Wobei die Bewohner im Dschungel ihre Wutreden nicht vorher aufschreiben müssen.
In jedem Fall ist nach der Trump-Wahl vor der Bundestagswahl – und vor einem vermutlich ziemlich amerikanischen Wahlkampf. Macht das vom Stil her doch keinen großen Unterschied, ob man einem ehemaligen Regierungspartner charakterliche Unzulänglichkeiten attestiert oder aber den Geisteszustand seiner politischen Gegnerin in Zweifel zieht.
Vielleicht sattelt die SPD aber auch noch um und setzt auf Gerhard Schröder. Kann der doch frei reden. Und manche sagen: Unter ihm ging’s Deutschland besser. Vor allem aber wäre der Schröder ein echter Comeback-Kandidat – wie Donald Trump. Das ist offensichtlich das neue Erfolgskonzept: Abstürzen, sich mit obskuren Freunden umgeben und Jahre später umso grandioser triumphieren. Würde mich nicht wundern, sollte auch die FDP schon nach einem Spitzenersatzmann suchen.
Stefan Raab ist allerdings keine Option. Hat der doch gerade erst sein Fernseh-Comeback gegeben und sich dafür von der ehemaligen Boxerin Regina Halmich verhauen lassen. Da will der nicht gleich wieder auf die Fresse bekommen.
Und sollte die SPD ihren Schröder nun nicht zurückhaben wollen, könnte der seine eigene Partei gründen. Das ging bei der Wagenknecht ja auch fix. "OnlySchröder" könnte die Partei heißen. Das klingt zwar so ähnlich wie das Intim-Portal "OnlyFans". Aber das muss kein Nachteil sein, sollte der Schröder später mal mit dem Trump zu tun bekommen.