Facebook-Hilfebereich zur Frage "Wie lösche ich mein Konto dauerhaft?"
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100 Sekunden Leben - Facebook ade!

Ab und an muss ein Cut einfach sein. Auch im digitalen Raum. Das meint zumindest unser Kolumnist Hendrik Schröder.

Ich hab‘s getan. Ich habe Facebook gelöscht. Jahrelang hatte ich schon darüber nachgedacht. "Face…wat?" fragen die Jüngeren. Facebook. Das immer noch größte soziale Netzwerk der Welt mit über 3 Milliarden Nutzerinnen und Nutzern. Wobei - wenn die alle solche User sind wie ich in den letzten Jahren, sind da mindestens 2,9 Milliarden Karteileichen dabei. Denn wer ist schon noch bei Facebook?

Dabei hatte ich das Netzwerk anfangs sehr gemocht, weil Facebook ja eher textbasiert war, so konnte man auch mal einen längeren Gedanken mit anderen teilen oder mit einer Frage in den quasi öffentlichen digitalen Raum eine Diskussion anwerfen. Super für alle, die gar nicht unbedingt ständig Fotos oder Videos von sich, ihrem Essen, ihren Reisen, ihren Haustieren posten müssen, aber trotzdem ganz gerne in Kontakt sind mit Gott und der Welt. Oder zumindest mit der Welt.

Aber irgendwann kippte es. Der Feed bestand nur noch aus Werbung. Für die Stories konnte man auch Instagram anschauen. Der Content wurde immer dünner, weil immer mehr Netzwerke entstanden und die Menschen ja nicht überall sein konnten, wenn sie nebenbei noch ein Leben haben wollten. Und die Diskussionen und Chats – naja: In meinem allerletzten Beitrag bin ich ob meiner Meinung, dass man Menschen nicht ohne Not verbal beleidigen sollte von irgendjemandem, den ich persönlich gar nicht kenne, als "Erich Honecker" beschimpft worden. Warum soll man sich das alles noch antun in seiner Freizeit?

Und trotzdem war es echt schwer das zu löschen. 1700 friends hatte ich im Laufe der Jahre gesammelt. Das war ein verdammt großer Pool an Menschen, mit denen man theoretisch jederzeit in Kontakt treten könnte. Das einfach weggeben? Würde man nicht doch was verpassen am Ende? Ich machte einen Post: Lösche das hier demnächst, folgt mir woanders. Ca. acht Menschen gefiel das, was mich nur darin bestätigte, dass das Ding weg kann, weil es eh niemand mehr anschaut. Also klick, klick, doppel-klick…und weg. Gelöscht. Mach‘s gut, alte Hütte, war mal schön gewesen, aber nu is over. Dann wartete ich auf ein Gefühl der Erleichterung, der Freiheit oder Wehmut. Aber es passierte einfach... nichts. Facebook war einfach egal.

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100 Sekunden Leben

Doris Anselm, Thomas Hollmann, Wlada Kolosowa, Sebastian Schiller, Hendrik Schröder und Ebru Taşdemir betrachten mit einem schrägen Seitenblick Phänomene aus ihrem analogen und virtuellen Leben.