Ein fertig geschnitzer Kürbis auf einem Halloween-Fest.
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100 Sekunden Leben - Reformationstag oder Halloween, was feiern Sie heute?

Heute ist der 31. Oktober - und was feiern Sie? Reformationstag oder Halloween? Bei unserem Kolumnisten Sebastian Schiller hat sich diese Frage nie gestellt. Zuhörn, sonst gibt’s Saures!

Ich bin meiner Zeit weit voraus gewesen, damals in den 90ern. Meine Eltern wollten am Reformationstag die freie Zeit sinnvoll nutzen, ich wollte als Kind aber lieber Halloween feiern. Ganz klassisch habe ich mir ein Bettlaken übergeworfen und bin als Basti-Buh durchs Wohnzimmer gerannt. Und teilweise tatsächlich geflogen, kurz, wenn mich der Tritt aufs untere Ende des Lakens zu Fall gebracht hatte. Eigentlich wäre unsere Reihenhaussiedlung perfekt gewesen, um so viele Süßigkeiten zu sammeln, dass ich nie wieder hätte schlafen können. Aber damals war dieser amerikanische Brauch eben noch genau das, amerikanisch. Schwierig, im ostdeutschen Nachwendedorf.

Und heute? Süßigkeiten habe ich aus Rücksicht auf meinen Hosenbund tatsächlich keine zu Hause. Meine Oma hat früher zu allen Festlichkeiten und Jubiläen Äpfel verschenkt. Und Wallnüsse. Letztere hinterlassen zumindest keine Flecken an der Fassade, wenn die Kinder sie wütend nach mir werfen. Gespannt bin ich aber auf die Kostüme, was gilt denn heute als gruselig? Mir würden da spontan mehrere Dinge einfallen. Wie man sich aber als Facebook-Kommentarspalte verkleiden soll oder als Schweinemastanlage, keine Ahnung. Mit Blick auf die letzte Kommunalwahl dürfte ein als Robert Habeck verkleidetes Kind vielen hier einen Schauer über den Rücken jagen. Die garantierten Süßigkeiten könnte der Fratz in einer kleinen Umhänge-Wärmepumpe verstecken.

Wir haben früher noch mit unseren Taten Schrecken verbreitet. Süßes sonst gibt’s saures, versprochen ist versprochen. Gab es keine Süßigkeiten stand sie kurz darauf vor der Tür, die Papiertüte mit der Hundekacke darin. Allerdings waren wir zu nervös sie auch anzuzünden, also stand auch der Hausbesitzer nur ratlos davor.

Vielleicht gehe ich in diesem Jahr doch noch einmal auf Tour, verkleidet als gute alte Zeit.

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