100 Sekunden Leben - Neues Nummerschild für Teltow
Autofahrer in Teltow sollen ihr eigenes Nummernschild bekommen – TEL. Das fordert ein Professor aus Heilbronn. Der Mann hat eine Initiative gestartet, deren Ziel es ist, insgesamt 320 deutsche Städte mit einem neuen KFZ-Kennzeichen auszustatten. Thomas Hollmann hält das für eine ziemlich kleinteilige Idee.
Ralf Borchert ist Professor für Destinationsmanagement an der Hochschule Heilbronn und sagt: Wenn auch kleinere Städte ihr eigenes Nummernschild bekommen, stärkt das die lokale Identität. Und für das Stadtmarketing sei das auch gut.
Bei TEL denke ich allerdings nicht an Teltower Rübchen, sondern ans Telefonieren. Nicht dass sich die ortsansässigen Autofahrer veräppelt fühlen und wegziehen, rüber nach Ludwigsfelde. Das soll auch seine eigene Kennung bekommen: LUD. Wem das zu sehr nach Lude und Zuhälter klingt, dem behagt möglicherweise Blankenfelde-Mahlow mehr, mit seinem amtstechnisch klingenden Kürzel BMA.
Apropos Amt: Das Bundesverkehrsministerium begrüßt den professoralen Vorstoß. Man stehe dem Wunsch nach mehr lokaler Verortung positiv gegenüber. Das teilte das FDP-Ministerium mit, das sich offensichtlich den individuellen Freiheitsrechten und Heimatgefühlen der Autofahrer verpflichtet fühlt.
Die CSU tut das bekanntlich auch und hat in ihrer Verkehrsministerzeit über 300 Schilder-Kombis wieder zugelassen, die den diversen Kreisgebietsreformen zum Opfer gefallen waren. SFB, FRW, GUB zum Beispiel. Das darf man sich wieder auf’s Blech stanzen lassen, in Senftenberg, Freienwalde und Guben, um nicht hinter den identitätsberaubenden Hieroglyphen à la OSL und SPN zu anonymisieren.
Und was in Guben erlaubt ist, darf in Teltow doch nicht verboten sein, könnte man nun argumentieren. Wobei es dann nur historisch-konsequent wäre, auch die alten DDR-Kennzeichen wieder zuzulassen. Die Nachfrage dürfte vorhanden sein, angesichts der derzeitigen Retrowelle. Und wenn sich kein Professor findet, dann startet vielleicht eine Partei die Initiative. Lässt sich mit DDR-Nummernschildern doch prima die Fahr- und Lebensleistung ehemaliger Trabant-Bürger würdigen.