Auf einer einsamen Insel wollte ich immer schon mal wohnen. Also natürlich nur kurz. Deshalb habe ich auch zuerst überlegt, ob ich mir noch schnell einen Volleyball kaufe. Um jemanden zum Reden zu haben, wie damals Tom Hanks in "Cast Away" mit seinem Ball "Wilson".

Dann wurde mir klar: Einsam ist es ja gar nicht hier in Wedding-Gesundbrunnen, sondern sogar ziemlich dicht besiedelt. Ich muss mich also eher drauf einstellen, die nächsten Wochen immer die gleichen Gesichter zu sehen, weil hier gefühlt keiner mehr rauskommt und keiner mehr rein.

Von vier Verkehrs-Anbindungen sind dann drei weg. Ersatzverkehr zählt nicht, wie jeder weiß, der schon mal Ersatzverkehr benutzt hat. Letzten Winter bei der U8-Sperrung war ich nach jeder Fahrt so fertig, da hätte ich gar nicht mehr gemerkt, ob ich mit Volleybällen rede.

Diesmal werde ich vermutlich anfangen, liebevoll mein Fahrrad zu striegeln, denn wenigstens sind die Temperaturen jetzt im Herbst noch fahrradtauglich. "Auf deinem Rücken", werde ich ihm sanft einflüstern, "Auf deinem Rücken ruht jetzt die ganze Verantwortung".

Naja, und auf dem der U9. Aber in deren Gedränge wird man als Fahrgast nächste Woche vermutlich so stark komprimiert, dass man sich stattdessen lieber gleich als ZIP-Datei per E-Mail schicken könnte. Es bleibt dabei: Wir werden ziemlich abgeschnitten sein.

Zum Glück sind es ja nur ein, zwei Wochen. Sofern nichts schiefgeht und die S-Bahn-Bauarbeiten sich verzögern. Oh Gott, jetzt hab' ich's gesagt! Ich beruhige meine Ängste damit, dass diese Stadt schon ganz andere Probleme gelöst hat. Aber so richtig heiß bin ich nicht auf das Erlebnis einer Luftbrücke für Berlin-Wedding.