100 Sekunden Leben - Keine Angst vor neuen Freundschaften
Je älter man wird, desto weniger Freundinnen und Freunde hat man. Eine Gleichung, die für viele passt. Dagegen muss man was tun, findet unser Kolumnist Hendrik Schröder.
Neulich hab ich irgendwo den Satz gehört: Wenn Du 14 bist, hast Du 40 Freunde - wenn Du 40 bist, hast Du noch 4. Nun könnte man sagen, wer noch vier echte, nahe, verlässliche Freunde und Freundinnen in der Mitte seines Lebens zählen kann, der kann glücklich sein. So wenige sind das nicht. Natürlich kommt es auch darauf an, wie man Freundschaft genau definiert. Aber trotzdem. Eine Handvoll echte Freundschaften. Nicht wenig.
Denn so fragil sind doch zwischenmenschliche Beziehungen. Dass also Freundschaften und Bekanntschaften enden können, genau wie Liebesbeziehungen, das liegt in der Natur der Sache. Interessen verändern sich, manche wechseln die Stadt, der Job wird immer wichtiger, die Kinder, viele ziehen sich in das alte Modell der Kleinfamilie zurück und suchen nicht mehr so viel im außen. So bleiben eben Verbindungen auf der Strecke.
Das ist nicht schlimm. Nichts ist für immer. Oder zumindest fast nichts. Die interessante Frage ist aber, und damit komme ich auf das Zitat am Anfang zurück, warum es ab einem bestimmten Lebensalter offenbar immer schwerer fällt, neue Freundschaften zu knüpfen. Weil man selbst immer schrulliger wird? Immer anspruchsvoller? Oder weil natürlich jeder Mensch im Leben auch mal enttäuscht wird hier und da und dadurch immer vorsichtiger wird? Sich nicht mehr so leicht öffnet?
Nach einer Analyse des Gesundheitsministeriums fühlt sich jeder zehnte Mensch in Deutschland regelmäßig einsam. Wenn ich solche Zahlen lese, dann denke ich immer: Ja, dann sollten sich die Betroffenen doch kennenlernen. Zwei oder mehr Einsame zusammen sind zumindest weniger allein. Einsamkeit macht krank, das steht überall. Und trotzdem knüpfen die meisten ab einem gewissen Alter keine neuen Freundschaften mehr.
Ich plädiere dringend dafür das zu ändern. Trauen wir uns.