100 Sekunden Leben - Ein Sommer ohne Badehose
Es ist schon September, aber der Sommer heizt nochmal ordentlich nach. Auch am Wochenende bleibt uns das Badewetter erhalten. Unseren Kolumnisten Thomas Hollmann interessiert das allerdings wenig. Denn der geht grundsätzlich nicht baden.
Anfangs dachte ich: Das ist nur eine Phase, Hase. Aber das glaube ich inzwischen nicht mehr. Denn ich bin jetzt schon mehrere Jahre nicht mehr baden gewesen. Weder im Meer noch in einem See oder im Freibad. Dabei gehörte ich früher zur Gattung der Wasserratte, die es liebte, Mäusespeck kauend auf den warmen Steinplatten zu brutzeln. Das ist vorbei.
Gott sei Dank, werden Sie sagen. Möchten Sie auf dem Weg zum Kiosk doch nicht über einen alten Mann steigen müssen, der seltsam vor sich hin mümmelt.
Am Strand wäre natürlich mehr Platz. Und letztens stand ich an der Ostsee vor einem. Aber nicht darauf. Denn da hätte ich wegen des Sandes ja die Schuhe ausziehen müssen. Das ist noch so ein Problem des Badengehens. Man muss so viele Vorkehrungen treffen. Denn es sollen ja nicht nur die Füße rein ins Meer, sondern auch der Rest. Also muss alles ausgezogen werden. Und nachher klaut wer die Klamotten.
Und selbst wenn nicht, ist man dem Schwimmwasser doch in seiner Beschaffenheit schutzlos ausgeliefert. Da lässt sich nichts regulieren wie unter der Dusche. Weder die Temperatur noch am Brauskopf. Und Shampoo darf man auch nicht mit hochnehmen auf den Fünfer. Und so wird auch dieser Sommer zu Ende gehen, ohne dass ich eine Badehose angehabt hätte.
Ich weiß gar nicht mehr, wo die im Schrank liegt. Wahrscheinlich ist der Gummizug schon porös, und die Hose würde mir vom Hintern rutschen. Das wäre auch kein schöner Anblick - ob mit oder ohne Mäusespeck.