Regentropfen im Blickfeld vor der Reichstagskuppel in Berlin.
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100 Sekunden Leben - Happy Herbst

Der Sommer, er ist nun wirklich vorbei. Nach dem kühlen Regentag gestern wird es nun öfters wieder nass werden. Aber unseren Kolumnisten Thomas Hollmann stört das eh nicht. Denn der ist Herbst-Fan …

Ich glaube ja, der Sommer war gedopt. So irre, wie der uns eingeheizt hat. Noch im September die Bettdecke nachts verschwitzt vom Leibe treten, das ist doch nicht normal. Und mit kurzer Hose muss ich so spät im Jahr auch nicht mehr rumlaufen. Zeigen doch eh schon viel zu viele Leute ihre unschönen Beine her.

Deshalb freue ich mich jetzt auf den Herbst und die langen Hosen und die auch wieder verhüllten Arme. Wobei die Übergangsjacke schon eine komische Jacke ist. So indifferent. Nicht dünn, nicht dick, und die aktuellen Herbstfarben Dunkelblau, Oliv und Bordeaux hellen das Gemüt nun auch nicht gerade auf.

Manche Menschen macht der Herbst ja derart melancholisch, dass die den einfach überspringen wollen und jetzt schon ins Weihnachtsregal zu den Dominosteinen greifen. Dabei hat das doch auch etwas Beruhigendes, mal drinnen zu bleiben und einfach nach draußen zu gucken. In den Regen, der leise vor sich hin tropft und ganz unaufgeregt hilft, den Brocken zu löschen.

Wenn ich’s mir recht überlege, könnte ich mal wieder "Harvest" hören. Diese schöne Platte von Neil Young, die alles erklärt. Heißt "Harvest" doch Ernte und das auch im Germanischen - "harbista". Daher kommt unser Herbst – von den Germanen und von den Äckern.

Und da ist noch viel zu tun. Kugeln sich in Brandenburg die Kürbisbälle doch derart massiv über die Felder, dass man meinen könnte, da beginnen gleich ganz viele Fußballspiele und die aktuelle Herbstfarbe sei nicht oliv, sondern orange.

Und mir will auch deshalb nicht melancholisch ums Gemüt werden, weil es heute 20 Grad werden. Das sind doppelt so viele wie zehn und sogar viermal so viele wie fünf. Dann kann man immer noch melancholisch werden, wenn es fünf Grad sind - und erstmal Winter ist.

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100 Sekunden Leben

Doris Anselm, Thomas Hollmann, Wlada Kolosowa, Sebastian Schiller, Hendrik Schröder und Ebru Taşdemir betrachten mit einem schrägen Seitenblick Phänomene aus ihrem analogen und virtuellen Leben.