100 Sekunden Leben - Das (fast) ewige Leben des Grönlandhais
Grönlandhaie können 400 Jahre alt werden und sind damit die ältesten Wirbeltiere der Welt.
Forschende aus Deutschland haben jetzt herausgefunden, warum die Haie so alt werden.
Unser Kolumnist Thomas Hollmann denkt über lebensverlängernde Maßnahmen nach.
400 Jahre, das ist ganz schön lang. Da könnte man die Französische Revolution mitgemacht haben und hätte jetzt immer noch fast 200 Jahre vor sich. Kein Wunder, dass die Leute vom Jenaer Leibnitz-Institut rausfinden wollten, wie der Grönlandhai das macht, so alt zu werden. Ist das Alter - und das Entkommen davor – doch ein Thema, das in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Spätestens, seit es auch für Männer Anti-Aging-Cremes gibt. Die "Partei für schulmedizinische Verjüngungsforschung" hat im Europawahlkampf denn auch gefordert: "Unbegrenzt langes Leben für alle".
Da kann man sich vom Grönlandhai womöglich etwas abgucken. Wobei der vermutlich weder Robespierre noch andere Revolutionsführer kennt. Verbringt der Grönlandhai den überwiegenden Teil seines 400-jährigen Lebens doch in den finsteren Tiefen arktischer Meere, in der Hoffnung, auf dem Meeresgrund tote Fische zu finden. Ist der Grönlandhai doch kein flinker Räuber, sondern eher ein Faultier, was seine Reisegeschwindigkeit betrifft.
Phlegma könnte denn auch die Erklärung für die Langlebigkeit sein. Kann sich der Unterwasser-Methusalem doch in aller Ruhe der Reparatur seiner DNA widmen. Passiert dort unten bei ihm doch nichts. Es ist immer gleich dunkel. Und wo sich nichts ändert, muss sich an nichts Neues angepasst werden. Und wer die immergleiche DNA repariert, bekommt darin natürlich Routine rein und macht keine Fehler – und bekommt in der Folge weder Karies noch Krebs. Laienhaft gesprochen.
Trotzdem möchte ich mit dem Grönlandhai nicht tauschen. Dunkle Nässe ist nichts für mich. Vor allem möchte ich nicht 150 Jahre lang warten, bis ich dann endlich mal geschlechtsreif bin.