Fußballtrainer Christoph Daum (s/w)
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100 Sekunden Leben - Die Doppelmoral um Christoph Daum

Unser Kolumnist Hendrik Schröder hat nach dem Tod von Fußballtrainer Christoph Daum über dessen Drogengeschichte nachgedacht.

Am Wochenende ist Christoph Daum gestorben. Ein legendärer Fußballtrainer - der vor über 20 Jahren fast Bundestrainer geworden wäre. Wenn er nicht ein Kokainproblem gehabt hätte. Und wenn andere nicht sein Problem dafür benutzt hätten, ihn aus dem Rennen zu werfen. Die legendäre Haarprobe und das ganze schrille Theater drumherum gehören mittlerweile zur deutschen Sportgeschichte.

Jetzt also ist Christoph Daum viel zu früh verstorben, die Fußballwelt ist in Trauer und kein einziger Nachruf kommt ohne die Kokaingeschichte aus, die wie ein Makel an seiner Karriere und seiner Persönlichkeit gehaftet habe. Er habe aber ja danach eine zweite Chance bekommen und die genutzt, so schreiben es manche. Habe sich durch Reue und Leistung, unter anderem mehrfacher Meister in der Türkei, seine Reputation zurück geholt. Pff…was für eine Doppelmoral.

Ein Problem war natürlich damals, dass Daum gelogen hatte, in die Kameras gelogen, Fußball-Deutschland angelogen. Aber hätte er die Wahrheit gesagt, die Konsequenzen wären kaum andere gewesen. Was also soll uns das sagen: Werbung machen für legale Suchtmittel, also Alkohol, das ist in Ordnung und im Sport die Regel, kein Verein, kein Turnier ohne Alk Sponsor - an illegalen Suchtmitteln zu erkranken aber…schwierig, schwierig..das ist dann eher charakterschwach? Interessiert eigentlich heute noch jemanden, warum Daum damals gekokst hatte? Der Erfolgsdruck, das ständige unter Strom stehen, leisten, leisten, leisten.

Auf rund 90 Prozent aller Euro Scheine in Deutschland finden Wissenschaftler und Kriminalpolizei regelmäßig Kokainspuren. Koksrückstände sind im Berliner Abwasser nachweisbar. Harte Drogen sind längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Das ist fatal und gefährlich und bedauernswert. Aber Drogensüchtige sind in aller Regel keine Täter, sondern Opfer. Und nicht alle sind so stark wie Christoph Daum.

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100 Sekunden Leben
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100 Sekunden Leben

Doris Anselm, Thomas Hollmann, Wlada Kolosowa, Sebastian Schiller, Hendrik Schröder und Ebru Taşdemir betrachten mit einem schrägen Seitenblick Phänomene aus ihrem analogen und virtuellen Leben.