Apfelschorle spritzt aus einem Glas
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100 Sekunden Leben - Apfelschorle zum Weltkulturerbe!

Sie ist eins der Lieblingsgetränke der Deutschen, vor allem bei Hitze: Die Apfelschorle. Auch Kolumnistin Doris Anselm liebt sie und findet: Diese göttliche Erfrischung müsste mal ganz groß rauskommen.

Als Kind dachte ich, Apfelschorle gäbe es in aller Welt. Heute weiß ich: Allein schon das Wort "Schorle" klingt für die meisten nichtdeutschen Ohren so amüsant wie rätselhaft. Das begeisterte Schorlieren gilt, so habe ich gehört, inzwischen global als eine der wenigen sympathischen deutschen Schwächen. DAS Schwächen, also das anlasslose Verdünnen eines einwandfreien Fruchtsafts macht uns menschlich, ergo: endlich mal nicht "Germany: Zero Points".

Ich finde, wir könnten uns deutlicher zu dieser lebendigen Tradition bekennen. Nicht so wie die AfD Tradition versteht, sondern mit Offenheit und Charme. In vielen Ländern ist es Brauch, dass einem, kommt man zu Besuch, ob Fremdling oder Onkel, sofort ein Gläschen Tee aufgedrängt wird. Wir in Deutschland sollten unseren Besuchern ebenso routiniert-beiläufig ein Glas Apfelschorle reichen. Am besten anstatt oder wenigstens bevor wir durch das gleichfalls typisch deutsche Aufnötigen von Hausschuhen die Sympathie wieder zunichtemachen.

Wir könnten uns auch ein Beispiel an der japanischen Teezeremonie nehmen: Andächtiges Mischen von Apfelsaft und Sprudel, vielleicht sogar im Knien? Wie genau wir unsere Schorle mögen, ist ja auch etwas Persönliches: Mehr Saft, mehr Wasser? Naturtrüber oder klarer Apfelsaft? Womöglich gibt es bei der Schorlenmischpräferenz familiäre und regionale Eigenheiten.

All das könnte, nun ja: einfließen in meine große Idee: Die Apfelschorle ist reif fürs Weltkulturerbe. Dann könnte man vielleicht auch eine Unsitte bekämpfen, die sich bei Fertigschorle grad verbreitet: Das so genannte "natürliche Apfelaroma", welches derart natürlich schmeckt, als lecke man an einem Duftbäumchen fürs Auto. Wobei, Moment: Ein Reinheitsgebot für Schorle? Das klingt jetzt wieder deutsch auf die weniger charmante Art.

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100 Sekunden Leben

Doris Anselm, Thomas Hollmann, Wlada Kolosowa, Sebastian Schiller, Hendrik Schröder und Ebru Taşdemir betrachten mit einem schrägen Seitenblick Phänomene aus ihrem analogen und virtuellen Leben.