100 Sekunden Leben - Klappbrotpreisbremse - jetzt!
Eine obskure Online-Petition und ein herrlicher Zungenbrecher: Dafür setzt Kolumnistin Doris Anselm schon mal ihre Berufsehre aufs Spiel. Vielleicht rettet sie so aber wenigstens den Döner.
Es gibt sichere Indikatoren dafür, dass man als Journalistin ganz unten angekommen ist. Nummer eins: Man verbreitet mehrere Jahre alte Nachrichten. Nummer zwei: Man schreibt seine Ideen von Klotüren ab. Und Nummer drei: Man berichtet über eine Online-Petition, die es geschafft hat, einhundertsechzehn Unterschriften zu bekommen. Ich bin diese Journalistin. Aber tut mir leid, das Thema war einfach zu schön.
Liebe Zuhörende, hiermit lenke ich ihre Aufmerksamkeit auf die Klappbrotpreisbremse. Die was? Die Klappbrotpreisbremse! Zur Verteidigung meines verbliebenen Bisschens Berufsehre muss ich sagen: Niemand außer mir hat diese Nachricht aufgegriffen. In aller Kürze: Ein "Klappbrot" ist ein Döner sowie sämtliche optisch verwandte Speisen. 2022 hat sich ein Mensch die Mühe gemacht, eine Preisbremse für diese Gerichte zu fordern. Sein Vorschlag war die Finanzierung über Subventionen. Er druckte Sticker mit der Aufschrift "Klappbrotpreisbremse Jetzt!", die er unter anderem, hier schließt sich der Kreis, auf Berliner Klotüren klebte. Wo ich sie dann zwei Jahre später fand.
Für mich hat die Sache noch eine Chance verdient. Über den Dönerpreis wird ja tatsächlich immer wieder diskutiert. Und außerdem gehört dieser Klappbrotpreisbremsenbericht hier in jede Journalistengrundausbildung. Erstens als warnendes Beispiel, wie man enden kann, wenn man in dem Beruf nicht aufpasst, und zweitens als Trainingstext für die Sprecherziehung. Wer es später schaffen soll, in einer Nachrichtensendung dreimal fehlerfrei Eyjafjallajökull zu sagen (Sie wissen schon, das war dieser isländische Vulkan), der sollte seine Zunge beizeiten schärfen wie ein gutes Dönermesser, und das geht an der Klappbrotpreisbremse prächtig.