Ist Barbara Slowik nun also eine prinzipien-vernarrte Spaßbremse, wie es der ehemalige CDU-Justizsenator Michael Braun nahelegt, wenn er twittert, ein Fahnenverbot für die Berliner Polizei sei "Blödsinn"? Der Parteifreund Burkhard Dregger mahnt, wenn schwarz-rot-gold nicht an den Streifenwagen wehe, werde "eine Chance vertan". Stehe die Fahne doch für Werte wie "Zusammenhalt und Identifikation mit Deutschland".

Da frage ich mich, was ist, wenn im Streifenwagen gar kein Deutschland-Fan sitzt, sondern – sagen wir – ein Anhänger der türkischen Mannschaft? Die Türkei spielt bei der EM ja auch mit. Dürfte der Türkei-Fan den weißen Halbmond mit dem Stern am Kotflügel hissen, oder wäre das unpatriotisch und in diesem Falle doch zu verbieten?

Und was ist mit Polizisten, deren Eltern aus Italien oder Kroatien oder Serbien stammen und die deshalb Manuel Neuer nicht die Daumen drücken? Müssten die vor der EM noch rasch zur DFB-Elf konvertieren? Das dürfte schwierig werden, sind die Berliner Ämter doch eh schon überlastet.

Von Stadtvater Kai Wegner kommt auch keine klärende Antwort. Die Polizei müsse neutral sein, aber er denke "noch immer gern an das schwarz-rot-goldene Fahnenmeer" der WM 2006 zurück. Ja, wer tut das nicht? Aber wie das so ist mit guten Partys, die lassen sich nicht einfach wiederholen. Und schon gar nicht per Erlass.

Außerdem war die WM 2006 nicht wegen der geschwenkten Deutschland-Fahnen ein Sommermärchen, sondern weil die Sonne vier Wochen lang schien, es tollen Fußball gab und alle derart locker waren, dass einem sogar das Fahnenschwenken groovy vorkam.

Im Übrigen: Bei der WM 2006 waren Deutschland-Fahnen an Berliner Polizeiautos verboten. Gestört hat das damals niemanden. Auch nicht die CDU.