100 Sekunden Leben - Schatzsuche in Nennhausen
In der Nacht zu Sonntag ist über dem Dörfchen Nennhausen im Havelland ein winziger Meteorit verglüht. Seitdem sind dort Meteoritensucher auf den Feldern unterwegs. Thomas Hollmann überlegt, ob er auch hinfahren soll.
Ich habe gleichmal gegoogelt. Und gleich drunter, unter: "Wie entdeckt man Bettwanzen?" beziehungsweise: "Wie entdeckt man Bauchspeicheldrüsenkrebs?" kamen Tipps für die Asteroidensuche. Einen Metalldetektor braucht man nicht unbedingt. Da war ich beruhigt. Will ich doch nicht rumlaufen wie diese Typen an der Ostsee, die 1-Euro-Münzen suchen – oder was auch immer. Die sehen so lost aus. Als wären sie auf Schatzsuche, weil sie keine Freunde haben.
In Nennhausen waren die Ersten schon sonntagfrüh unterwegs. Auch die ersten Reporter und Kameraleute. Und als die Bäckersfrau ausrief, sie hätte ihn gefunden, haben ihr das alle geglaubt. Bis sie lachte und erklärte, den Stein nur schwarz angemalt zu haben. Wo Schätze sind, sind Münchhausen-Geschichten offensichtlich nicht weit.
Aber der Meteorit, der sich vergangenen April in den Rasen eines Elmshorner Gartens gebohrt hat, ist tatsächlich einer. Hat das
Institut für Planetologie der Universität Münster bestätigt. Sehr zur Freude des Gartenbesitzers, der sein kosmisches Fundstück demnächst verkauft. Für geschätzte 200 000 Euro.
Einen Meteoriten findet man zumindest leichter als das Bernsteinzimmer oder den Schatz der Inka. Der 1842 in Uerdingen geborene und später nach Peru ausgewanderte Rudolph August Berns hat sein ganzes Leben lang danach gesucht – und die legendäre Inkastadt Machu Picchu dabei ganz übersehen. Die Schatzsuche kann den Blick auch verengen.
Das sollten die Gesteins-Jäger von Nennhausen bedenken, wenn sie bei der findigen Bäckersfrau Pause machen, die den "Schatz der Inka" möglicherweise schon auf die Karte gesetzt hat. Ist der "Schatz der Inka" doch auch ein Kräutertee. Wer weiß, vielleicht versteckt sie ja die Tassen.