100 Sekunden Leben - Ivo, Miroslav, Udo und Franz
Die Tatort-Fans mussten in dieser Woche stark sein: Ivo Batic und Franz Leitmayr hören auf. Das Münchner Ermittler-Duo quittiert im kommenden Jahr den Dienst. Unser Kolumnist Thomas Hollmann wird die beiden vermissen.
Ich weiß schon lange nicht mehr, wer wer ist und ob Ivo Batic nun in echt Miroslav Nemec heißt oder umgekehrt und wie es sich bei Franz Leitmayr und Udo Wachtveitl verhält. Aber nach mehr als 30 Jahren ist das wahrscheinlich normal. Da verschwimmen Fiktion und Realität und alles wird eine Soße. Wie bei Ehepaaren. Da guckt am Ende auch der eine wie die andere, sagen die Verhaltenspsychologen.
Bei der Haarfarbe haben sich Ivo und Franz, oder wie sie auch immer heißen mögen, schon vor langer Zeit angeglichen. Und diese gemeinsamen Weißwerdung hatte etwas vom schicksalshaften Gang der Dinge. Jetzt strahlen die Frisuren jedenfalls wie Gletscher in der Alpensonne.
Da sollte man dann allerdings ans Aufhören denken. Bekommt der Fernsehzuschauer andernfalls einen völlig falschen Eindruck von der Polizeiarbeit. Gehen Kriminalkommissare üblicherweise doch mit 62 in Pension. Und Ivo-Miroslav ist jetzt bald schon 70 und der Udo-Franz immerhin schon 65.
Wobei Ivo-Udo-Franz-Miroslav noch sieben Fälle lösen werden. Damit die 100 voll wird. Das hat noch kein Tatort-Duo geschafft. Und dass die Rekord-Bullen dabei immer lässig und unneurotisch geblieben sind, das rechne ich ihnen – und den Drehbuchschreibern - hoch an.
Wobei es schon ein wenig traurig ist, dass Ivo und Franz – und die anderen beiden – nie die Richtige gefunden haben. Oder dass dann schnell wieder Schluss war, weil die Herz-Dame die Mörderin war. Und so ist zu erwarten, dass die Zwei nach ihrer Pensionierung als einsame, Wölfe über den Viktualienmarkt streunen werden. Wollen die beiden doch keinen tragischen Fernsehtod sterben. Haben sie gesagt. Und ich will das auch nicht. Würde mich das doch überfordern, zu begreifen, ob nun Udo tot ist oder Franz.