100 Sekunden Leben - Die Apokalypse auf der Grünen Woche
Das war ein lauter Protest am Montag in Berlin, als tausende Bauern hupend durch die Stadt zogen. Auf unseren Kolumnisten Thomas Hollmann haben die Plakate, die an den Treckern hingen, allerdings noch mehr Eindruck gemacht.
Ich dachte bislang immer, die Leute der Letzten Generation seien Deutschlands Chef-Apokalyptiker. Aber wahrscheinlich sind es doch die Bauern. "Bauerntod bringt Hungersnot", "Stirbt der Bauer, stirbt das Land", "Ohne Bauern kein Bier". Derart endzeitliche Botschaften hingen auch gestern wieder an den SUV-Treckern. Und am Freitag geht der Weltuntergang gleich weiter. Dann beginnt die Grüne Woche.
Diese Messe des ehedem irdischen Wurstgenusses ist inzwischen eine echte Zombie-Show. Sagt die Grüne Woche selbst, wirbt die doch mit den Untoten für sich: "The Walking Bread - bei uns umherwandeln und von den Broten wiederauferstehen". So kalauert es riesig an einer Messehalle. Und auf zwei anderen Werbebannern werden die nicht minder pessimistischen Filmklassiker "Jurassic Park" und "Planet der Affen" verwurstet – zu: "Jurassic Quark" und dem "Planet der Waffeln".
Den Machern der Grünen Woche sollte es allerdings zu denken geben, dass die Dinosaurier ausgestorben sind. Und beim "Walking Bread" meine ich, wenn ein Brot wie tot schmeckt, ist das vermutlich nichts für Gebissträger. Ältere Messebesucher könnte das abschrecken.
Wie die Stimmung insgesamt leiden dürfte, werden Nahrungsmittel derart apokalyptisch dargestellt. Die Grüne Woche ist schließlich keine Kunst-Galerie in der Auguststraße. Wobei das schon ein fettes Happening wäre, wenn Schweinebauern den Untergang der Currywurst inszenieren würden.
Schweinebauern waren gestern auch wieder viele am Brandenburger Tor. Vielleicht kommen ein paar von denen zurück zur Grünen Woche. Den Trecker müssen sie dann allerdings draußen lassen. Aber sie könnten versuchen, als Zombie umsonst reinzukommen.