Neulich habe ich gelesen, dass es in Dublin den Trend gibt, dass Partys und vor allem Clubnächte immer früher beginnen. Es fing mit einer Party an, die für junge Eltern gedacht war. Für Leute, die eigentlich noch wild und erlebnislustig genug sind, um so richtig feiern zu gehen mit allem drum und dran, die es sich aber nicht leisten können, dafür den ganzen folgenden Tag in den Wind zu hauen. Wer kleine Kinder hat oder mal hatte, weiß genau, wie das ist.

Die irischen Eltern gingen also schon gegen 19 Uhr in den Club und waren mit müden Beinen um Mitternacht im Bett. Statt gegen Mitternacht erst zu starten und frühestens am nächsten Morgen in die Kissen zu fallen. Die Party war offenbar so erfolgreich, dass andere Veranstalter und DJanes aufsprangen und jetzt auch immer mehr junge Leute das richtig gut finden. Früh anfangen, früh schlafen, mehr vom Wochenende.

Und ich habe mich gefragt, ob das so funktioniert oder ob die Leute sich was vormachen, wenn sie glauben, sie würden so dasselbe erleben. Klar gehen auch Leute in Berlin Sonntagsmorgens nach dem Kaffee in den KitKat Club oder nachmittags ins Berghain. Aber da stoßen sie zu Partys, die seit 10, 12, 20 Stunden laufen, die die Nacht schon hinter sich und in sich haben.

Denn wenn die Nacht kommt, dann verändern sich die Parameter, ob mit oder ohne Hilfsmittel. Dann verschiebt sich die Realität, die Wahrnehmung. Nachts passieren die wilden, die unwirklichen, die grenzüberschreitenden, die entgrenzten Geschichten. Aber hey, als frisch gebackener Vater hätte ich solchen Partyabende wahrscheinlich geliebt. Lieber wild und ekstatisch von 19 bis 24 Uhr…als gar nicht mehr. Warum allerdings die jungen, kinderlosen Leute, die ja noch ein halbes Leben zu verschwenden haben, lieber früh losgehen als spät zu eskalieren…das müsste man sie mal fragen.