100 Sekunden Leben - 100 Jahre Radio - Alterstipps vom Empfangsgerät
"100 Jahre Radio" – klar ist das ein Grund zum Feiern. Aber auch ein Grund, Fragen zu stellen: Wie hat das Radio es eigentlich geschafft, so lange fit zu bleiben? Unsere Kolumnistin Doris Anselm glaubt: Mit ähnlichen Strategien, die auch menschliche Hundertjährige anwenden.
Neulich hab ich eine Dokuserie gesehen, in der eine 101-jährige Japanerin fröhlich tanzte, während sie auf dem Kopf eine Flasche Reiswein balancierte. In der nächsten Folge rannte ein fast gleichaltriger italienischer Senior treppauf-treppab durch sein sardisches Bergdorf. Die Doku handelte davon, wie man es schafft, hundert zu werden, und die Parallelen zum Radio waren ganz erstaunlich.
Bewegung ist zum Beispiel absolut zentral. Und welches andere Medium kommt so gern mit zum Joggen und zur Gartenarbeit wie das Radio? Beim Tanzen ist die Sache noch viel klarer. Wenn beliebte Senderclaims lauten "Das Beste der 80er und 90er", dann kann ich hüftkreisend zu "Macarena" bestimmt auch aus meinen Hundertern noch das Beste holen.
Ob mit oder ohne Weinflasche auf dem Kopf. Die Parallelen hören hier aber noch lange nicht auf. Eine uralte Italienerin sagte in der Doku, das Geheimnis ihres langen Lebens wäre, sich nicht zu ärgern und nicht nachtragend zu sein. Der interne Lieblingsspruch von Radioleuten, wenn On Air was schief geht, lautet: "Ach, naja, versendet sich".
Teils ist das Radio sogar schon weiter als die menschlichen Senioren. Zum Beispiel darin, wie man sich als Opfer von Enkeltricks verhält. Kennt man ja: Da rufen fremde Menschen an, erzählen hanebüchene Geschichten und greifen damit jede Menge Geld ab. Sowas nennen Radiosender einfach proaktiv "Gewinnspiel" und legen ein Budget dafür zur Seite. Problem gelöst.
Zugegeben: Langlebigkeitstricks lassen sich unterschiedlich gut zwischen Mensch und Radio übertragen. So sollte man weder kaltgepresstes Olivenöl noch Rotwein ins Gehäuse gießen, nein, auch nicht bei Podcasts. Fest steht aber: Wenn Ihr Radiogerät raucht, dann wird es höchstwahrscheinlich keine Hundert.