Ich bin schon ein paar Mal durch Fredersdorf gefahren, ohne mir dabei was zu denken. Vorne ein paar Häuser, hinten ein paar Häuser, ja und? Und jetzt lese ich, dass von den 365 Fredersdorfern 174 in der Kirchengemeinde sind, 164 im örtlichen Sportverein, 100 im Förderverein für das Freibad, 48 bei der Feuerwehr, 21 im Kirchenchor, elf in der Handarbeitsgruppe, sechs in der Bläsergruppe, und neun sind bei den Stöckerfreunden. Was immer die da treiben.

Offensichtlich machen die Fredersdorfer gerne etwas vereint und schrecken auch vor Zweit- und Drittmitgliedschaften nicht zurück. Wahrscheinlich fallen schon bald Reporter aus dem In- und Ausland in den Hohen Fläming ein, um herauszufinden, wie sich mit der Fredersdorfer Mitmensch-Modell die digitale Vereinsamung bekämpfen lässt.

Und ich fahre auch bald hin – und nicht einfach nur durch. Denn das "Prinzip Oberflächlichkeit" hat ausgedient. Sagt Rainald Grebe. Deshalb singt der in der Wuhlheide auch nicht sein "In-Brandenburg-wickelt-sich-die-Jugend-aus-lauter-Langeweile-um-die-Bäume"-Lied. Inzwischen kennt er nämlich Brandenburger. Und auch welche, die ganz vernünftig Auto fahren. Warum der Grebe bei dem Konzert allerdings auf seinen Indianerschmuck verzichtet, ist mir schleierhaft. Aber mit Brandenburg soll das genauso wenig zu tun haben wie mit Fredersdorf.

15 000 Euro gibt es für den Zukunftsdorf-Preis. Was damit passieren soll ist laut Ortsvorsteher Bodo Sternberg noch unklar. Verwendungsmöglichkeiten gäbe es genug, bei all den Vereinen. Aber dann wollen die einen mehr als die anderen, und das führt nur zu Streit. Deshalb bin ich dafür, Fredersdorf schmeißt mit der Kohle eine Riesenparty – und lädt mich dazu ein.