100 Sekunden Leben - Von Heilandshuldigungen und Wodka Martini
In der Berliner Mercedes-Benz-Arena sind schon viele Weltstars aufgetreten. Am Mittwochabend gibt sich Barack Obama die Ehre. Der ehemalige US-Präsident ist gerade auf Europa-Tournee. Unser Kolumnist Thomas Hollmann bleibt aber lieber zu Hause.
Ich war schon damals bei der Obama-Prozession an der Siegessäule nicht dabei. Und da war der Eintritt frei. Diesmal muss man 100 Euro und mehr zahlen. Aber auch für 20 würde ich nicht hingehen. Denn ich habe etwas gegen Heilandshuldigungen. Darauf reagiere ich ähnlich allergisch wie auf Birken-Pollen.
Und was soll mir dieser Mann auch sagen? Dass Diktatoren gefährlich sind? Dass man junge Menschen fördern soll? Dass er nach seinem Wahlsieg mehrere Wodka Martini getrunken hat? Das hat er tatsächlich getan - und am Sonnabend in Zürich so erzählt. Vor 10 000 Leuten, die trotz der inhaltlichen Leere beglückt waren.
Denn den Obama-Jüngern geht es gar nicht um Politik, sondern um Coolness. Dass einer die Gangway runterwippt wie ein Basketballer und trotzdem US-Präsident wird. Das ist die eigentliche Faszination dieses Mannes: seine Lässigkeit, sein Strahlen, seine Pointen.
Natürlich mag auch ich lieber Leute, die locker, cool und witzig sind als - sagen wir - Friedrich Merz. Und womöglich gibt sich Barack Obama sogar weniger selbstgefällig und unfehlbar, als es Angela Merkel bei der Leipziger Buchmesse getan hat. Aber deshalb gehe ich noch lange nicht zu einem Selbstvergewisserungskonzert, bei dem nicht einmal Musik gespielt wird.
Bei Elton John ist das anders. Der bringt am Montag seinen Flügel mit in die Mercedes-Benz-Arena.