100 Sekunden Leben - Erstarrtes Berlin
In den kommenden Tagen könnte es schwer werden, in Berlin voranzukommen. Die Klimagruppe "Letzte Generation“ plant mehrere Protestaktionen. Seit Montag soll die gesamte Stadt durch Blockaden zum Stillstand gebracht werden. Kolumnist Thomas Holllmann mag allerdings nicht ausgebremst werden.
Ich mag keinen Stillstand. Mochte ich noch nie. Auch als Kind nicht. Ich musste immer rumzappeln. Ein Glück, dass es damals noch keine "Letzte Generation" gab. In einer stillgelegten Stadt wäre ich verrückt geworden.
Das führt doch auch zu nichts, etwas lahmzulegen. Das liegt dann nur nutzlos rum. Anders ist das beim Tieferlegen. Danach fährt das Auto schneller, ohne dass es mehr Sprit verbraucht. Was, so gesehen, eine umweltschonende Maßnahme ist. Wie auch das gegenseitige Flachlegen Spaß bereiten kann. Aber nach dem Lahmlegen geht’s einfach nur weiter wie vorher.
Apokalyptiker gab es schon immer
Die zwei weiß geschminkten Clowns, die ich letztens in Dresden vor der Frauenkirche habe stumm dasitzen sehen, sind auch irgendwann aufgestanden und nach Hause gegangen. Nämlich als die Touristen genug Geld in den Hut geworfen hatten. Pantomime ist halt auch keine Lösung. Selbst wenn die Bewegungslosigkeit eine adäquate Kunstform der Apokalypse zu sein scheint und Lots Frau zur Salzsäule erstarrte.
Was wiederum zeigt: Apokalyptiker gab es schon immer. Und vielen von denen geht es gar nicht schlecht. Die Atom-Apokalyptiker regieren immerhin Deutschland mit, wenn sie nicht gerade ihren fundamentalen Abschaltsieg feiern.
Aber stilllegen möchten die Grünen Berlin trotzdem nicht. Vielleicht, weil sie demnächst nach Thailand in den Urlaub fliegen wollen und der Reisepass noch verlängert werden muss, die Amtstuben der Stadt aber eh schon lahmgelegt sind. Da wäre es natürlich nicht förderlich, sollte die Berliner Verwaltung jetzt auch noch Anhänger der "Letzten Generation" werden.