Interview - Unternehmer: Mittelstand hofft auf den Koalitionsvertrag
Die US-Zölle treffen auch den Industrie-Mittelstand in Berlin und Brandenburg. Unternehmer Andreas Neyen erklärt, wie die Lage ist und was die neue Regierung tun könnte, um zu unterstützen.
Schon länger klagt die deutsche Wirtschaft über Fachkräftemangel und zu viel Bürokratie. Jetzt ist die Gesamtsituation durch die US-Zölle auf EU-Importe noch einmal drastisch verschärft worden. Vor diesem Hintergrund trifft sich der Mittelstand auf dem "Zukunftstag 2025" in Berlin.
Mit dabei ist auch Andreas Neyen. Er ist Inhaber der Firma ST Gebäudetechnik in Potsdam und Vorsitzender des Gesamtverbandes Gebäudetechnik Berlin-Brandenburg. Auch er spürt die Auswirkungen der Krise: "Wir merken die vor allen Dingen, wenn wir uns an Ausschreibungen beteiligen für öffentliche Bauvorhaben, dass dann dort nicht mehr nur zwei Teilnehmer dabei sind, sondern 20 und dass die Preise in den Keller gehen, weil die Leute keine Arbeit mehr haben."
Neyen: "Wenn die Wirtschaft floriert, geht es der Gesellschaft gut"
Das sei immer ein erster Indikator dafür, "dass es eng wird", so Neyen, "dass die Aufträge weniger werden und dass die Industrie demzufolge nicht mehr so viel investiert." Deswegen müssten im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung viele positive Dinge stehen, die die Wirtschaft wieder ankurbelten:
"Wenn die Wirtschaft floriert, geht es der Gesellschaft gut, die Leute haben Arbeit, Praktikanten, Studenten haben Ausbildungsplätze und Praktikumsplätze und die Leute können konsumieren. Und vor allem: Der Staat kann Steuern einnehmen, wenn es der Wirtschaft gut geht."
Unternehmer: Wieder mehr Förderung für energetische Sanierung
Konkret wünscht er sich eine Reaktivierung der alten Förderbedingungen für energetische Sanierung, die durch das Heizungsgesetz der Vorgängerregierung verändert worden seien: "Wenn man da ein bisschen wieder nachschrauben würde, dass man da moderater rangeht und wieder mehr Förderung bringt, dann würden die Leute und vor allem die Unternehmen auch wieder mehr Mut haben und vor allem mehr Unterstützung kriegen, um wieder energetisch zu sanieren."
Im Moment schaut Neyen mit Sorge auf die US-Zölle, die auch sein Betrieb zu spüren bekommen dürfte: Wenn die Zölle zur Folge hätten, dass die Industrie nicht mehr investiere, "dann sind unsere Kunden einfach weg und wir haben nichts mehr zu tun. Und dann müssen wir uns andere Geschäftsfelder suchen oder kleiner werden oder – im worst case – zumachen."