Ein Blitzer steht in Brandenburg an einer Autobahnabfahrt zu einem Parkplatz.
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Interview - Wirsch: Höchstgeschwindigkeit "keine freundliche Empfehlung"

Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat begrüßt den am Mittwoch stattfindenden "Blitzermarathon". Präsident Manfred Wirsch würde sich solche Aktionen viel öfter wünschen.

Europaweit findet am Mittwoch ein sogenannter "Blitzermarathon" statt. Brandenburg macht mit – Berlin nicht. Begründung: Die Aktion habe in der Vergangenheit keine nachhaltige Wirkung für die Verkehrssicherheit gehabt. Für Manfred Wirsch, Präsident des Deutschen Verkehrssicherheitsrats, ist die Argumentation nicht nachvollziehbar:

"Wir denken schon im Deutschen Verkehrssicherheitsrat, dass diese 'Speed Week' durchaus eine wichtige Funktion hat. Sie macht die Verkehrsteilnehmenden darauf aufmerksam, dass die zulässige Höchstgeschwindigkeit keine freundliche Empfehlung ist."

Wirsch: Geschwindigkeit ein zentraler Faktor für Verkehrssicherheit

Die Geschwindigkeit ist aus seiner Sicht einer der zentralen Faktoren für die Verkehrssicherheit, so Wirsch: "Sie entscheidet, ob ich rechtzeitig gesehen werde, ob ich rechtzeitig reagieren kann. Und viele machen sich auch gar nicht bewusst, dass Höchstgeschwindigkeit auch nur unter optimalen Bedingungen gilt."

Er fordert sogar, solche Aktionen deutlich öfter durchzuführen: "Momentan ist es ja eher ein 'Blitzer-Sprint', weil er ja auch nur ein oder zweimal im Jahr durchgeführt wird. Wir würden uns schon wünschen, dass es auch ein Marathon wird, dass nämlich auf lange Sicht auch entsprechend Geschwindigkeiten kontrolliert werden."

Brandenburgs Schwerpunkt: Alleen

Brandenburg konzentriert sich dabei auf die Alleen, weil Unfälle dort besonders schwerwiegende Folgen haben. Der Sicherheitsrats-Präsident stimmt zu: "Auf Landstraßen sind beispielsweise 60 Prozent der Verkehrstoten zu beklagen, dort herrschen erhebliche Gefahren wie beispielsweise Baumunfälle oder Kollisionen mit dem Gegenverkehr. Deshalb fordern wir ja dort auch eine Beschränkung der Geschwindigkeit auf 80 km/h statt 100."

Tempolimits seien allgemein ein geeignetes Mittel für mehr Sicherheit im Verkehr – auch auf Autobahnen. Dort gebe es zwar nicht so viele Todesopfer, dennoch hätte ein Tempolimit auch hier starke Vermeidungseffekte schwerer Unfälle, sagt Wirsch.