Interview - Verkehrsexperte Erkens befürchtet monatelanges Verkehrschaos
In Berlin werden gleich mehrere große Brücken zur selben Zeit abgerissen und ersetzt. Verkehrsexperte Elmar Erkens meint: Alle Umgehungsversuche werden das Chaos nicht verhindern.
Am Montag beginnt die Erörterung zum Neubau der Rudolf-Wissell-Brücke und des Autobahndreiecks Charlottenburg. Außerdem muss die Ringbahnbrücke abgerissen werden, sprich: Ein langanhaltendes Verkehrschaos in Berlin ist im Grunde vorprogrammiert.
Elmar Erkens ist Professor für Betriebswirtschaftslehre und Logistik an der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin. Auch er sieht monatelange Staus auf die Berlinerinnen und Berliner zukommen: "Es wird gewisse Verdrängungseffekte geben, dass Leute sich größere Umgehungen suchen. […] Das wird aber nicht ausreichen, um das Chaos zu verhindern, dafür ist jetzt zu viel geballt." Erschwerend komme hinzu, dass ja auch der ÖPNV betroffen sei und es durch den Ersatzverkehr auf den Straßen noch voller werde.
Erkens: Frühzeitige Sanierung spart Geld
Der Idee, die neuen Brücken gleich nur noch zweispurig zu bauen, lehnt der Logistik-Experte ab: "Berlin wächst weiter, wir haben immer mehr Tourismus in Berlin. […] Ich gehe davon aus, dass die Dreispurigkeit mindestens erhalten bleiben muss." Um den PKW-Verkehr wirklich zu ersetzen, müsste die ÖPNV-Infrastruktur deutlich ausgebaut werden – und das sehe er realistisch nicht.
Der Politik empfiehlt Erkens, deutlich mehr Geld für die Erhaltung der Infrastruktur in die Hand zu nehmen – denn frühzeitige Sanierung spare auf Sicht viel Geld ein.