Interview - RAF-Experte: Wie konnte Klette 30 Jahre unentdeckt bleiben?
Die mutmaßliche RAF-Terroristin Daniela Klette steht ab Dienstag vor Gericht. Der Jurist und RAF-Experte Butz Peters erwartet wenig Neues über die RAF, aber die Antwort auf die Frage, wie Klette 30 Jahre lang unentdeckt bleiben konnte.
Sie hat das Leben einer ganz normalen Person geführt: Sport getrieben, Nachhilfe gegeben und Blumenfotos auf Facebook gepostet. Aber vorher hatte Daniela Klette eben kein herkömmliches Leben: Sie war Mitglied der sogenannten 3. Generation der RAF. Nach deren Auflösung soll sie 13 Überfälle auf Geldtransporter und Supermärkte mitbegangen haben, bevor sie Mitte der 90er Jahre in den Untergrund gegangen ist.
Vorwurf: 13 Überfälle im Verlauf von 17 Jahren
Im Februar vergangenen Jahres sind Ermittler und Journalisten Klette auf die Spur gekommen - sie wurde verhaftet und diesen Dienstag beginnt vor dem Oberlandesgerichts Celle der Prozess gegen sie wegen dieser Überfälle. Butz Peters, Jurist und Buchautor, hat vier Bücher über die RAF geschrieben. Er erwartet einen langen Prozess:
"Es geht um die 13 Straftaten. […] So was kann viele Jahre dauern." Die Raubüberfälle, die verhandelt werden, seien zwischen 1999 und 2016 begangen worden. Das RAF-"Rentnertrio", wie Peters sie nennt, hätten dabei 2,7 Millionen Euro erbeutet.
Wenig Erkenntnisse über die RAF zu erwarten
Über die RAF werde der Prozess vermutlich keine neuen Erkenntnisse bringen, so der Buchautor. Natürlich könne Klette eine Lebensbeichte ablegen, aber das sei extrem unwahrscheinlich: "Unter den RAF-Mitgliedern gilt ein Schweigegelübde." Alle bisher vor Gericht gestellten Mitglieder der 3. RAF-Generation hätten eisern geschwiegen.
Was das Verfahren jedoch zu Tag fördern könnte, ist die Antwort auf eine andere Frage: "Wie kann es jemandem gelingen, der […] auf den Fahndungslisten des BKA ganz oben stand, […] unerkannt mitten in Berlin zu leben? […] Ich bin sehr gespannt, wie ihr das gelungen ist."