Gedenkstätte für Opfer des Germanwings-Absturzes auf dem Waldfriedhof Haltern-Sundern in Nordrhein-Westalen (Bild: picture alliance/epd-bild/Friedrich Stark)
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Interview - Germanwings-Absturz: Anwalt erhebt Vorwürfe

150 Menschen starben 2015 beim Absturz einer Germanwings-Maschine. Hinterbliebenen-Anwalt Elmar Giemulla sagt: Die psychischen Probleme des Co-Piloten seien lange bekannt gewesen.

Beim Absturz einer Germanwings-Maschine am 24. März 2015, der bislang schlimmsten Katastrophe in der deutschen Luftfahrt, starben alle 150 Menschen an Bord, darunter eine Schülergruppe aus Nordrhein-Westfalen. Verantwortlich, so stellen es Experten im Nachhinein fest: Co-Pilot Andreas Lubitz, 27 Jahre alt, der sich das Leben nehmen wollte.

Elmar Giemulla ist Jurist und Experte für Luftrecht an der TU Berlin. Er vertritt als Berater die Hinterbliebenen der Germanwings-Katastrophe vor dem Landgericht Braunschweig, wo noch ein Prozess anhängig ist. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen die Lufthansa, die Lubitz fliegen ließ, obwohl sie von schweren psychologischen Problemen gewusst habe:

Warum wurde Lubitz nicht psychologisch untersucht?

 

"Fest steht auch, dass er eine medizinische Tauglichkeitsbescheinigung, die er jedes Jahr erneuern muss, jeweils mit einem Vorbehalt bekommen hat, ohne dass der jeweilige Fliegerarzt diesem Vorbehalt nachgegangen ist." Er sei im Rahmen dieser Tauglichkeits-Überprüfungen nie psychologisch untersucht worden, so Giemulla.

Privat hingegen sei Lubitz durchaus in psychiatrischer Behandlung gewesen, sagt der Anwalt. "Drei Monate noch vor dem Unfall ist er zum Psychiater gegangen, privat, ohne der Lufthansa Bescheid zu sagen. Das heißt, er war in einem Zustand der völligen Verzweiflung."

Hintergrund

In der nordrhein-westfälischen Stadt Haltern wird heute an den Absturz eines Germanwings-Flugzeuges in den französischen Alpen erinnert.

Vor zehn Jahren kamen dabei 150 Menschen ums Leben - darunter 72 Deutsche. Unter ihnen waren 16 Schüler und zwei Lehrerinnen eines Gymnasiums in Haltern. Nach Überzeugung der Ermittler ließ der psychisch kranke Copilot das Flugzeug absichtlich abstürzen, um sich das Leben zu nehmen. Zum Gedenken an die Opfer werden Schüler und Lehrer in Haltern weiße Rosen niederlegen.

Auch an der Absturzstelle in den französischen Alpen gibt es eine Gedenkfeier für die Angehörigen der Opfer.