Interview - Germanwings-Absturz: Anwalt erhebt Vorwürfe
150 Menschen starben 2015 beim Absturz einer Germanwings-Maschine. Hinterbliebenen-Anwalt Elmar Giemulla sagt: Die psychischen Probleme des Co-Piloten seien lange bekannt gewesen.
Beim Absturz einer Germanwings-Maschine am 24. März 2015, der bislang schlimmsten Katastrophe in der deutschen Luftfahrt, starben alle 150 Menschen an Bord, darunter eine Schülergruppe aus Nordrhein-Westfalen. Verantwortlich, so stellen es Experten im Nachhinein fest: Co-Pilot Andreas Lubitz, 27 Jahre alt, der sich das Leben nehmen wollte.
Elmar Giemulla ist Jurist und Experte für Luftrecht an der TU Berlin. Er vertritt als Berater die Hinterbliebenen der Germanwings-Katastrophe vor dem Landgericht Braunschweig, wo noch ein Prozess anhängig ist. Er erhebt schwere Vorwürfe gegen die Lufthansa, die Lubitz fliegen ließ, obwohl sie von schweren psychologischen Problemen gewusst habe:
Warum wurde Lubitz nicht psychologisch untersucht?
"Fest steht auch, dass er eine medizinische Tauglichkeitsbescheinigung, die er jedes Jahr erneuern muss, jeweils mit einem Vorbehalt bekommen hat, ohne dass der jeweilige Fliegerarzt diesem Vorbehalt nachgegangen ist." Er sei im Rahmen dieser Tauglichkeits-Überprüfungen nie psychologisch untersucht worden, so Giemulla.
Privat hingegen sei Lubitz durchaus in psychiatrischer Behandlung gewesen, sagt der Anwalt. "Drei Monate noch vor dem Unfall ist er zum Psychiater gegangen, privat, ohne der Lufthansa Bescheid zu sagen. Das heißt, er war in einem Zustand der völligen Verzweiflung."