Menschen feiern auf einem Wagen beim 46. Berlin Pride Umzug zum Christopher Street Day (CSD) in Sichtweite der Siegessäule.
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Interview - Vor der Wahl: Erster Winter-CSD in mehr als 50 Städten

Rund eine Woche vor der Bundestagswahl demonstriert die queere Community am Samstag bundesweit zum ersten Mal beim Winter-CSD - auch in Berlin und Potsdam. "Wir wollen damit zeigen, dass Liebe stärker als Hass ist", sagt Thomas Hoffmann vom Berliner CSD e.V.

Vergangenes Jahr habe es zum ersten Mal Gegendemonstrationen gegen die Christopher-Street-Day-Demonstrationen in Deutschland gegeben - zum Beispiel in Sachsen und Berlin, sagt Thomas Hoffmann, Mitglied des Vorstandes vom Berliner CSD- Verein. "Das ist ein Warnsignal für uns gewesen, bei dem wir jetzt alle aufstehen müssen und auch Solidarität miteinander zeigen müssen."

Verein: Schutz queerer Menschen muss ins Grundgesetz


Der aktuelle Wahlkampf werde "auf dem Rücken unserer Community gemacht", beklagt Hoffmann. So forderten einige Parteien beispielsweise, Rechte für Transsexuelle rückgängig zu machen. "Und das macht natürlich auch was mit der Gesellschaft und dagegen kämpfen wir." Deswegen müsse der Schutz queerer Menschen auch unbedingt ins Grundgesetz aufgenommen werden.

Auch sie müssten in Artikel 3 künftig vor Diskriminierung geschützt werden, erklärt Hoffmann. Denn Verfassungsänderungen seien deutlich schwerer zu erwirken als die Änderung anderer Gesetze. "Es gibt zwar ein Antidiskriminierungsgesetz, aber wir befürchten, dass mit den neuen politischen Mehrheiten es wahrscheinlicher wird, dass solche Gesetze wieder rückabgewickelt werden."

Hoffmann: Schon erkämpfte Rechte sind in Gefahr


Mit den Winter-CSD-Demonstrationen setze sich die queere Community nicht nur für ihre eigenen Rechte ein, sondern auch für den Erhalt der liberalen Demokratie, sagt Hoffmann. "Wir stehen zum ersten Mal in der Geschichte unserer queeren Bewegung an einem Zeitpunkt, wo wir nicht für mehr Rechte kämpfen, sondern dafür, dass uns das, was wir die letzten Jahrzehnte erreicht haben, nicht wieder weggenommen wird."